Logos - Theologie und Leben

"Adam, Jesus und die Männer" - Impulse für eine geschlechtersensible Theologie. Gestaltung: Johannes Kaup

Die klassische Theologie ist nicht geschlechtsneutral. Sie wurde von Männern über Männer für Männer gemacht. Dennoch hat sie die Männer niemals als "Männer" in den Blick genommen. Doch einige Theologen haben sich nun vorgenommen, das zu ändern. Wenn man nämlich diesen geschlechterkritischen Perspektivenwechsel vollzieht, dann eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten, biblische Texte zu verstehen. Gendersensible Theologen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz knüpfen an die Grundfragen und Probleme an, die die feministische Theologie schon seit 35 Jahren aufgeworfen hat. Allerdings mit einem großen Unterschied: Sie tun dies nicht aus einer feministischen Perspektive, sondern aus ihrer eigenen männlichen Lebenswirklichkeit.

Ein Beispiel dazu ist die bekannte "Sündenfall"-Erzählung aus dem Buch Genesis (Gen 3,16): Hier spricht die Bibel zu Eva, die Adam verführt hat, von der Frucht der Erkenntnis zu essen: ".und du Frau sollst in verzehrender Sehnsucht deinem Manne anhangen und er soll über dich herrschen." - Heute weiß man über die historischen Wirkungsfolgen dieser biblischen Weisung gut Bescheid, die Frauen in eine gesellschaftliche Rolle gedrängt hat. Es ist aber kaum bekannt, was dies für Männer bedeutet. Im Klartext hieße das ja: den Männer wird über die Frauen Führungsverantwortung zugewiesen, was heute angesichts moderner gleichberechtigter Partnerschaften einigermaßen absurd ist. Abgesehen davon wären viele Männer zur Führung überhaupt nicht geeignet - auch weil ihre Begabungen woanders liegen. Hier wird etwas von Männern religiös gefordert, von dem sie einerseits überfordert sind und andererseits die Frauen in eine passive Rolle drängt.

Wie aber gehen Männer mit Texten wie diesen um, die ja über die Jahrhunderte hinweg als biblische Bestätigung einer patriarchalen Ordnung verstanden worden sind? Wie verstehen sich Männer? Warum sind sie dem kirchlichen Alltag noch mehr entfremdet als Frauen? Brauchen sie eine andere Spiritualität? Oder brauchen sie andere Räume? Wo finden sich neue befreiende Ansätze für Männer und Frauen, die auch zu einer neuen Form der Theologie und Sprache führen könnten?

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