Menschenbilder

5. April 2015, 14:05

"Brillante Schauspielkunst" wird oft mit Sven-Eric Bechtolf assoziiert und man erinnert sich an seinen König Philipp von Spanien, inszeniert von Andrea Breth, oder man denkt daran, dass Bechtolf, der ehemalige Schauspielstudent am Mozarteum, inzwischen nicht nur als Schauspielchef der Salzburger Festspiele in die Mozartstadt zurückgekehrt ist, sondern sie zurzeit insgesamt leitet. Oder man fragt sich, wie ein Schauspieler seit 20 Jahren auch als Regisseur agiert, der weiß, wie es sich anfühlt, geführt zu werden.

Bechtolf, 1957 in Darmstadt geboren, erhielt zahlreiche Auszeichnungen als Schauspieler, begann mit "Lulu" in Zürich seinen Weg als Opernregisseur, spielte am Schauspielhaus Bochum, dem Thalia Theater in Hamburg, in Barcelona, London und natürlich an der "Burg".

Das Gespräch in der Garderobe des Burgtheaters zeigt einen gerne rauchenden, einen gut gepolsterten Stuhl - offenbar mit erhabener Geschichte - benützenden Star, den Verweise auf seine begüterte Familie schon oft irritiert haben. Über seine Erinnerungen an erste darstellerische Erlebnisse in Inszenierungen des älteren Bruders spricht er lieber und erst recht über seine höchstpersönliche Auseinandersetzung mit Richard Wagner. Die Aktualität von Goethes "Clavigo" - im Programm der Festspiele 2015 - schildert er in leuchtenden Farben, und der ehemals schwierige Schüler erzählt, dass er nie einen "Schein" gemacht hätte - weder einen verbrieften formalen Abschluss an der Schauspielschule, noch den Führerschein. Am Theater hat seine Kunst Scheine überflüssig gemacht.

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