Zeit-Ton

7. April 2015, 23:03

"reihe"-Konzert im großen Sendesaal mit drei Uraufführungen und obligater Orgel. - Ensemblewerke, in denen die Orgel verbindlich zum Beispiel im Sinne einer Klangfarbenerweiterung in der Partitur verankert ist, sind eher selten. Wenn, dann kommt dieses "königliche" Instrument meist als solistischer Widerpart des Ensembles zum Einsatz, selten als dessen Teil und diesem integriert, also nicht speziell hervorgehoben.

Das "reihe"-Konzert vom 29. Januar wartete diesbezüglich mit uraufgeführten Raritäten auf. Vor allem mit einem 2014 geschriebenen Stück des Salzburgers Gerhard E. Winkler, Teil seiner "Anamorph"-Serie, einer Musik also, in der es um die Verwandlung, Umgestaltung, vielleicht auch Verzerrung von kompositorischen Grundelementen geht. Bemerkenswert, dass Winkler hier im Resultat auf den Einsatz von Computer und Elektronik verzichtet, umso mehr hingegen der Qualität des Ensembles und seiner Instrumente vertraut und deren Klangspektren klar gruppiert. Bemerkenswert auch, dass der seit 2009 an der Wiener Musikuniversität als Orgelprofessor lehrende Pier Damiano Peretti - er stammt aus Vicenza -, obwohl Organist, "sein" Instrument zwar titelgerecht im Wechselgesang seiner "Antifone" solistisch zur Geltung bringt, aber nicht virtuos bombastisch losdonnern lässt. Eine, trotz Pedal, leichtfüßige Musik.

Und da wäre auch noch die "Meditation" von Ernst Wally zu erwähnen, Domorganist am Wiener Stephansdom. Der Komponist verzichtet auf jegliche äußerliche Brillanz und fügt die Orgel in den Klang der fünf anderen Instrumente. - Dieses Konzert war übrigens das erste, in welchem Christian Muthspiel nach seinen desaströsen Gehörerkrankungen wieder als Dirigent begrüßt werden durfte.

Sendereihe

• Sound Art: Zeit-Ton