Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

25 Jahre Ö1 Radiodoktor - Was die Medizin in den kommenden Jahrzehnten verändern wird

Um Ihre Gesundheit bemüht - ein Vierteljahrhundert dürfen wir unser Publikum nun schon medizinisch begleiten. Als die Ordination des Radiodoktors 1990 erstmals die Pforten öffnete, gab es in Österreich noch für weitere 12 Jahre den Schilling und unser Nachbar Deutschland feierte gerade die Wiedervereinigung. Die 1990er waren das "goldene Jahrzehnt" des Gesundheitsjournalismus und wir waren mittendrin.
Die Bilanz des journalistisch-medizinischen Teams der Ö1-Redaktion "Radiodoktor - Medizin und Gesundheit": Rund 1.250 Sendungen, etwa 42.000 Minuten Sendezeit, über 2.400 Expertinnen und Experten aus allen Bereichen der Medizin als Studiogäste - und eine treue Hörerschaft. Allen Interessierten steht bei den Live-Sendungen der direkte "Draht" ins Studio offen - per Anruf, Mail oder Posting können sie sich zu Wort melden, mitdiskutieren.
Es gab wohl kaum ein Beschwerdebild oder medizinisches Thema, das in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten nicht vom "Radiodoktor" auf Herz und Nieren geprüft wurde: Von Allergie bis Zahnfleischentzündung, vom Haarausfall bis zur Analyse unseres Gesundheitssystems, von der Zwangsstörung bis zur künstlichen Hüfte, vom Münchhausen-Syndrom bis zum Weißkittelhochdruck.
Immer reagierten wir dabei unmittelbar auf aktuelle Ereignisse. Wir waren die ersten in Österreich, die eine Expertenrunde zum BSE-Skandal kurzfristig zusammentrommelten. Nur wenige Stunden nach dem Nuklearunfall von Fukushima im Jahr 2011 konnte die Ö1-Community alle Ängste, die von dieser Atomkraftwerk-Katastrophe ausgelöst wurden, mit Umwelt- und Nuklearmedizinern live besprechen. Wir informierten über die tatsächliche Bedrohung der österreichischen Bevölkerung durch Ebola, Vogel- oder Schweinegrippe.

So verlockend auch ein Rückblick auf 25 Jahre Medizinjournalismus sein mag.
Wir haben uns anders entschieden.
In der Jubiläumssendung werden wir einen Blick in die Zukunft werfen. Welche Forschungen und Entwicklungen werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Medizin in fünf oder zehn Jahren und darüber hinaus prägen?
Dazu haben wir in Österreich tätige Spitzenforscherinnen und -forscher eingeladen, von deren Arbeit die meisten von Ihnen wahrscheinlich noch nichts gehört oder gesehen haben.
Soviel sei verraten: Es geht um Computerprogramme, die die Diagnose und Behandlung von Krankheiten sehr sicher machen werden. Untersuchungen aus den USA gehen davon aus, dass jährlich in den Vereinigten Staaten zwischen 210.000 und 444.000 Patienten aufgrund von vermeidbaren Fehlern des Medizinsystems versterben. Damit wären Fehldiagnosen und Fehlbehandlungen die dritthäufigste Todesursache nach Herzerkrankungen und Krebs. An der Meduni Wien arbeitet ein ganzes Institut daran, wie man dem medizinischen Personal leicht verständliche Daten über übliche und ungewöhnliche Diagnosen, Behandlungsschemata, Nebenwirkungsprofile etc. zur Verfügung stellen kann, bzw. an Alarm- und Erinnerungsfunktionen, die den "Unsicherheitsfaktor Mensch" entschärfen können.

Zweitens: In wenigen Jahren kann jedes Kind, dessen Eltern das wünschen, das Geburtskrankenhaus mit seinem entschlüsselten genetischen Code verlassen. Analyse-Dauer unter einem Tag, Kostenpunkt deutlich unter 1.000 Euro.
Beim "ersten Mal" arbeiteten weltweit Hunderte Wissenschaftlerinnen im Rahmen des Human-Genom-Projekts zwischen 1990 und 2011 daran. Es kostete die Welt zirka 3 Milliarden Dollar, um Craig Venters - einer der Forscher - molekularen Bauplan "buchstabengenau" kennenzulernen.
Die österreichische Gesellschaft ist für alle damit zusammenhängenden Fragen nicht vorbereitet: Unabdingbar ist ein undurchdringbarer Datenschutz - immerhin können aus einem Genom sichere biologisch-medizinische Rückschlüsse auf Familienangehörige und alle Nachkommen gezogen werden. Auch auf Social-Network-Plattformen hat eine entschlüsselte DNA nichts verloren. Andererseits: Arbeitgeber, Lebensversicherungen und die Kriminalpolizei hätten eine wahre Freude mit diesen Daten.
Schwer abzuschätzen sind aber auch die möglichen wissenschaftlichen Erkenntnisse. Barack Obama will der US-Forschung jene Mittel zur Verfügung stellen, die nötig sind, um eine Million(!) Genome zu analysieren.

Drittens: Derzeit werden in fast allen Bereichen der Medizin Behandlungen ohne "Ansehen der Person" durchgeführt. Bei manchen Erkrankungen gleicht das einem Schrotschuss-Verfahren. Im günstigen Fall liegt die Ansprechrate zwischen 30 und 70 Prozent. Das Zeitalter der personifizierten Medizin bricht gerade an. In der Krebstherapie sind bereits große Erfolge erzielt worden. Es wird in Österreich aber auch mit Hochdruck daran geforscht, für die zahlenmäßig noch wichtigeren Krankheitsbilder, wie Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck, Gefäßerkrankungen, Diabetes etc. auf "die Person maßgeschneiderte" Medikamente zu entwickeln.

Eine Sendung von Dr. Christoph Leprich.

Service

Sendungsgäste im Funkhaus Wien:

Univ.-Prof.in Dr.in Sylvia Knapp, MD, PhD
Professorin für Infektionsbiologie, Forschungslabor für Infektionsbiologie, Uniklinik für Innere Medizin I, Medizinische Universität Wien; ärztliche Leiterin des CeMM, Zentrum für Molekulare Medizin der Österreichischen Akademie für Wissenschaften
Währinger Gürtel 18-20
A-1090 Wien
Tel: +43/1/40400/51390
E-Mail
Sylvia Knapp

Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Klaus-Peter Adlassnig
Leiter des Instituts für Medizinische Experten- und Wissensbasierte Systeme am Zentrum für Medizinische Statistik, Informatik und Intelligente Systeme der MedUni Wien
CEO und wissenschaftlicher Leiter der Firma Medexter
Spitalgasse 23
A-1090 Wien
Tel.: +43/1/40400/66680
E-Mail
Klaus-Peter Adlassnig

Sendungsgast im Landesstudio Tirol:

Univ.-Prof. Dr. Florian Kronenberg
Leiter des Instituts für Genetische Epidemiologie am Department für Medizinische Genetik, Molekulare und Klinische Pharmakologie der Medizinischen Universität Innsbruck
Schöpfstr. 41
A-6020 Innsbruck
Tel.: +43/512/9003/70560
E-Mail
Institut für Genetische Epidemiologie

Zentren für Medizinische Genetik in Österreich
Genom Austria
Personal Genome Projekt
Das Human Genom Projekt
Das 1000 Genom Projekt
Vermessene Medizin - Selbstüberschätzung führt zu Kunstfehlern und Fehldiagnosen
Overconfidence as a cause of diagnostic error in medicine
How many die from medical mistakes in U.S. hospitals?
CBMed - Neue Biomarker für "personalisierte Medizin"
Personalisierte Krebsmedizin

Sendereihe