Ö1 bis zwei

4. Juni 2015, 13:10

Drei Entdeckungen: die 4. Sonate des schwedischen Komponisten Wilhelm Stenhammar (1871-1927) und die Klaviermusik des heurigen "Jahresregenten" Jean Sibelius (1865-1957). Zum Klavier hinterließ er widersprüchliche Aussagen. Er sei "ein Mann des Orchesters", er müsse nach seinen Orchesterwerken beurteilt werden. Das Klavier interessiere ihn nicht, " es kann nicht singen." Seinem Sekretär sagte er wenige Jahre vor seinem Ableben, dass seine Klavierwerke "trotz der Tatsache, dass sie zurzeit völlig vergessen sind, eine echte Zukunft haben."
Und die dritte Entdeckung der CD des Tages? Das ist die in Lugano geborene Cassandra Wyss. Die 25-Jährige sah mit drei Jahren Bizets "Carmen" und ist seit damals dem Singen verfallen. Mit vier erhielt sie ersten Stimmbildungsunterricht, mit fünf brachte sie das Klavier zum Singen und in der Waldorfschule ihre Lehrer mit beim "Morgengruß" opernhaft gespielten Ohnmachtsanfällen zur Verzweiflung. Nach dem Vorarlberger Landeskonservatorium folgte das Klavierstudium beim "sehr strengen Karl-Heinz Kämmerling" und bei Stan Ford in der Hochbegabtenklasse der Universität Mozarteum Salzburg. Mit 16 sollte sie sich entscheiden: Oper oder Klavier. Dieses Ansinnen fand sie absurd. Also: Studium beim mexikanischen Tenor Francisco Araiza, danach beim italienischen Bariton Bruno Pola. Derzeit wird sie gesanglich an der Konservatorium Wien Privatuniversität vom Pianisten und Dirigenten Niels Muus betreut. Die originellen 6 Impromptus op. 5 von Sibelius bringt sie nicht nur zum Singen, sondern vermag bereits hier den Orchestermagier hörbar zu machen. Und was hat der jungen Pianistin an der für seine Geliebte (Sibelius meinte das Orchester) geschriebenen Tondichtung "Finlandia" fasziniert? "Diese Wucht, diese Kraft, dieses Feeling - das einen am Ende immer mehr mitreißt -, das alles muss im Klavierarrangement bestehen bleiben." Sie versuche, das so intensiv wie möglich zum Ausdruck zu bringen. Ich glaube: Der Versuch ist gelungen.

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Sendereihe

• Ö1 bis zwei

Gestaltung

• Peter Kislinger