Erfüllte Zeit

21. Juni 2015, 07:05

1. Die Hexenschule

Er gilt in vielen Religionen rund um die Welt als mystischer Tag: der Sommersonnenwende, der längste Tag und die kürzeste Nacht. Bräuche rund um dieses Datum sind seit der Frühzeit belegt und existieren auch heute noch, beispielsweise Sonnwendfeuer. Im christlichen Kontext wird das Fest meist mit Johannes, dem Täufer verbunden. Das kirchliche Fest seiner Geburt am 24. Juni ist bewusst sechs Monate vor Weihnachten angesetzt. Ein Vers aus dem Johannesevangelium wird dabei traditionell als Beleg genommen: "Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden", soll Johannes der Täufer mit Bezug auf den kommenden Christus gesagt haben. Die ab der Sonnenwende abnehmenden Tage und zunehmenden Nächte hat man dazu in Analogie gesetzt.
Heute noch tanzt man um oder springt über die sogenannten Johannisfeuer. Auch der Großteil der vielen neopaganen, also neuheidnischen, Strömungen, wie sie auch genannt werden, feiern dieser Tage die Hochzeit der Natur, den Höhepunkt des Lebens, aber auch die persönliche Reifung. In Wien können sich seit kurzem angehende, moderne Hexen in einem eigenen Lehrgang ausbilden lassen - quasi in einer Hexenschule. Kräuterkunde, Kartenlegen und Liebeszauber stehen auf dem Programm. Kerstin Tretina hat die Magie-Beraterinnen, also Hexen von heute, getroffen.


2. Starke Worte - Was steht in der Ökologie-Enzyklika des Papstes?

Am 18. Juni war es soweit: Die seit Monaten erwartete Ökologie-Enzyklika von Papst Franziskus ist vorgestellt worden und die Flut der bald darauf veröffentlichten Reaktionen zeigt zum einen, wie drängend das Bedürfnis nach einer dauerhaften Lösung der Klimaprobleme ist und zum anderen, dass auch in Zeiten der Säkularisierung ein Papst weltweit gehört wird, wenn er sich in klarer und pointierter Sprache zu den Sorgen aller Menschen äußert. Was sind nun die Kernaussagen und theologischen Schwerpunkte dieser Enzyklika "Laudato si", also "gelobt seist du", mit dem Untertitel "Über die Sorge für das gemeinsame Haus"? Dazu spricht Hemma Opis-Pieber. Sie ist katholische Theologin, Umweltbeauftragte der Diözese Steiermark und darüber hinaus auch Sprecherin aller diözesanen Umweltbeauftragten in Österreich. Gestaltung: Martin Gross


3. "Gott muss Humor haben, wenn er sich mich als Bischof leistet" - Bischof Wilhelm Krautwaschl im Interview

Seit 14. Juni ist Wilhelm Krautwaschl nun geweihter Bischof und 58. Leiter der katholischen Diözese Graz-Seckau. Geboren 1963 in Gleisdorf, Studium der Theologie in Graz, Jahre als Kaplan und Pfarrer in verschiedenen steirischen Pfarren wie Hartberg, Knittelfeld und Bruck an der Mur. Dann wurde er Regens im Bischöflichen Seminar Augustinum in Graz , das zusammen mit mehreren Einrichtungen unter seiner Leitung zum "Augustinum - Bischöfliches Zentrum für Bildung und Berufung" ausgebaut wurde. Dort wohnte der jetzige Bischof auch mehrere Jahre in einer Priester-Wohngemeinschaft.
Soweit, so trocken. Doch wer und wie ist der Mensch Wilhelm Krautwaschl jenseits der bloßen Fakten? Andrea Kager-Schwar hat ihn zu einem persönlichen Interview getroffen.


4. Judas war der erste und gläubigste Christ - Über den Roman "Judas" von Amos Oz

Antisemitismus ist immer wieder auch Thema im jüngsten Roman des wohl prominentesten israelischen Autors, Amos Oz. Der Roman heißt "Judas". In antisemitischen Klischees ist Judas zum Archetypus des Verräters geworden. Für 30 Silberlinge, so steht in der Bibel zu lesen, soll er Jesus verraten und durch den berüchtigten Kuss ans Kreuz geliefert haben. Doch Amos Oz erscheint vieles unstimmig an der christlichen Überlieferung. In seinem Roman unternimmt er eine andere Deutung der Figur, die auch für die jüdische Leidensgeschichte schicksalhaft geworden ist. Anita Pollak hat das Buch gelesen.


5. Sturm und Stille - Kurzessay zu Markus 4, 35 - 41

Die bekannte Szene aus dem um das Jahr 70 entstandenen Markusevangelium, in der Jesus und seine Jünger auf dem See Genezareth in einen Sturm geraten, ist Inhalt jener Perikope, die in den römisch-katholischen Messfeiern an diesem Sonntag als Evangelientext vorgesehen ist. Gedanken dazu stammen vom Prior der Basilika von Mariazell, dem Benediktinerpater Karl Schauer.

Service

Buch, Amos Oz, "Judas", Verlag Suhrkamp

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