Radiogeschichten

"Schutz". Von Primo Levi. Es liest Augustin Jagg.

Marta hat die Küche geputzt, die Kinder spielen in ihren Zimmern, aus der Siesta wird sie von ihrem Mann Enrico gerissen. Seine Schritte hört sie aus denen aller übrigen Hausbewohner heraus. Gut, Enrico ist nicht besonders chic, ganz anders als Roberto in seinem leichten Panzer - rostfrei, wasserdicht, an den Seiten geflanscht und erstaunlich geräuscharm. Und erst Robertos Gattin Elenea! Eine Schönheit in ihrem Kostüm aus AISI-Stahl 304 mit fast unsichtbaren Argon-Schweißnähten und niedlichen kleinen Fräskopfbolzen. Nur: Warum müssen die vier sich derart aufwändig kleiden? Stimmt es denn, das sie dauernd bedroht sind von Meteoritenschauern? Oder ist das nur ein weiteres Märchen einer korrupten politischen Elite?

Primo Levi stammte aus einer liberalen jüdischen Familie in Turin. Trotz der auch in Italien geltenden Rassegesetze, konnte er 1941 sein Chemiestudium abschließen. 1943 wurde er nach Auschwitz deportiert. Sein autobiografischer Bericht "Ist das ein Mensch?" gehört zu den ersten und bis heute eindruckvollsten Zeugnissen des Holocaust. Levi arbeitete bis 1977 in der chemischen Industrie und erwies sich gleichzeitig als Erzähler von hohen Graden. Am 11. April 1987 stürzte er sich - vermutlich absichtlich - zu Tode.

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