Leporello

Sehnsucht im Sommer: Vier Fadistas im Theater am Spittelberg

Nuschin Vossoughi, Direktorin des Theater am Spittelberg und Fadoliebhaberin, hat für diesen Sommer eine Fadoreihe mit Konzerten von vier Fadistas aus Portugal geplant. Angefangen hat alles vor zwei Jahren, als zum ersten Mal eine Fadista im Theater am Spittelberg auftrat. Die junge Fado-Ikone Carminho wird auch dieses Jahr wieder auf der Sommerbühne zu Gast sein. Der erste Auftritt Carminhos am Spittelberg war ausschlaggebend für die besondere Beziehung des Theaters und der Theaterdirektorin Nuschin Vossoughis zu Fado.

Das kleine Vorstadttheater ist der Ort des Fado. Denn Fado entstand in den Armenvierteln Lissabons, wurde in anrüchigen Kneipen gesungen, oder von Prostituierten, die so ihr Leid klagten. Erst später hielt der Fado Einzug in die bessere Gesellschaft, und bis heute sind diese beiden Stränge des Fado erhalten. Der Fado Vadio, der "herrenlose, herumstreunende Fado", wird spontan in kleinen Kneipen gesungen. Daran beteiligen sich oft bis zu einem Dutzend Menschen, von denen jeder eine Strophe mit einem selbst ausgedachten Text beiträgt. Dem gegenüber steht der Fado Professional, der in Konzerten von professionellen Sängerinnen vorgetragen wird. So oder so, Fado ist Ausdruck des portugiesischen Lebensgefühls, er handelt von Liebe, Sehnsucht, und saudade, der portugiesischen Version von Weltschmerz. Darin und in seiner historischen Entwicklung ist der Fado durchaus mit den Wiener Liedern zu vergleichen.

Etwas von der ursprünglichen Atmosphäre ist noch bei einem Fadosänger aus Coimbra zu spüren: Joao Farinho war bereits einmal im Theater am Spittelberg, und auch er wird diesen Sommer wieder dort zu sehen sein.

Joao Farinho kommt aus Coimbra. Der Fado aus dieser Stadt unterscheidet sich deutlich von dem aus Lissabon. Der Fado aus Coimbra hat weniger mit sozialen Missständen und den Sehnsüchten der Arbeiter aus den Armenvierteln zu tun, sondern erzählt in Balladen vom Studentenleben und der Liebe.

Was alle Fados verbindet, ist die Melancholie, die Traurigkeit der Lieder. Die wohl bedeutendste Fadista, die "Königin des Fado", Amália Rodrigues hat in einem ihrer Lieder, "Tudo isto é Fado - All das ist Fado", wunderschön erklärt, was Fado ausmacht. - Die vierte Fadista, die im Sommer am Spittelberg zu hören sein wird, ist Carla Pires, ihr Fado ist zeitgemäß jazz inspiriert..-
Gestaltung: Sophie Menasse

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