Gedanken für den Tag

17. Juli 2015, 06:56

In diesen Wochen rollt die Tour de France wieder und macht Sportschlagzeilen. Solche Schlagzeilen haben einen Schatten, denn seit Jahren kreisen sie immer auch ums Doping.

"Wann haben die Menschen zum ersten Mal gedopt?", fragte mich vor kurzem ein Kind. Ich dachte nach. Und dann sagte ich ihm: "Im Paradies." Doping ist so alt wie die Menschheit. Dem ersten Menschen schon war die Versuchung nahe, seine eigene Kapazität zu steigern über alles Maß hinaus. "Du wirst wie ein Gott sein", hatte er im Paradies die Schlange sagen hören. Und er hatte eine Frucht gegessen, die dieses Versprechen wahr machen sollte.

Du wirst wie Gott sein - das ist der Grundsatz, der jedes Doping begleitet. Diesem Grundsatz verfallen nicht nur Sportler, wenn sie durch Doping siegen und sich dann feiern lassen wie Stars. Dieser Grundsatz hat die Menschheit seit jeher in der Hand. Wenn darum Dopingschlagzeilen aus dem Bereich des Radfahrens vorgeben, hier hätte man es mit einem isolierten Phänomen zu tun, dann ist das falsch.

Doping gibt es überall. Doping im Sport ist nichts weiter als ein Spiegel des Menschen und der gegenwärtigen Gesellschaft. Wenn Menschen prahlen, sie arbeiten 80 Stunden in der Woche, dann ist das entweder eine Lüge oder eine Leistung, die ohne Doping nicht erbracht werden kann. Wenn Schüler und Schülerinnen vor Schularbeiten fit gemacht werden, dann ist das Doping. Wenn alle aufgerufen sind, die Besten der Besten zu sein, dann ist das ohne Doping nicht zu machen.

Das Gegenmittel ist einfach und deswegen so schwierig: Gelassenheit sich selbst gegenüber - nicht als Tugend, sondern als Haltung, die klug genug ist zu wissen: Keine Bäume wachsen in den Himmel, auch meine nicht. Ich will nicht Gott sein, sondern Mensch werden, jeden Tag ein bisschen mehr.

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