Gedanken für den Tag

von Andrea Riemer, Autorin und Beraterin für Fragen zu Selbstführung und Führung. "Geführt von Musik". Gestaltung: Alexandra Mantler

Führen ist ja eine aufregende Aufgabe. Es verlangt solides Handwerk, Intuition, Herzensbildung, Menschenkenntnis, aber auch die Nutzung von Begabungen und Talenten - die eigenen Begabungen und Talente, aber auch die jener Menschen, mit denen man zusammenarbeitet und die man führt. Führen verlangt heute auch eine große Offenheit im Umgang mit Herausforderungen, im Erkennen der eigenen Grenzen und auch in der Bereitschaft, die eigenen Grenzen hinauszuschieben und sie immer wieder neu zu erfinden.
Gleichzeitig muss man auch die Menschen mitnehmen, sie mit Ideen begeistern, sie einnehmen für Ideen und natürlich ganz wichtig: das gestaltende Umsetzen, das Vor-der-Lage-Sein.

Für mich stellt sich da die Frage: Was kann uns Musik an Inspiration für Führung geben? Wenn man sagt, Führung ist die Synthese von scheinbaren Widersprüchen, gepaart mit der Virtuosität in der Ausführung, dann haben Sie schon die ersten Berührungspunkte, denn etwas, das virtuos ist, das verbindet man mit der Musik.

Was wesentlich ist: Es reicht eben nicht aus, dass ich etwas von der Partitur spielen kann, dass mir möglichst wenig Noten unters Pult fallen, das ist zu wenig. Sondern es muss die Akteure richtig fordern, dann wird es virtuos.

Das braucht Raum, Zeit. Sie brauchen ein Gespür, Fachwissen, Autorität, Hingabe. Dabei ist der Dialog aus Kritik und Fürsprache ganz wichtig, das hat Daniel Barenboim in einem seiner Bücher einmal sehr schön ausgebreitet, weil nur dann Reibung entsteht, daraus entsteht Entwicklung und aus dem kann wieder etwas Neues entstehen und das ist für die Formung des Eigenen unabdingbar. Dann wird Führung unwiderstehlich, es wird zur Haltung, es wird zum Bekenntnis und das muss alles sehr klar, fühlbar und erkennbar sein. Es reicht also nicht, wenn es nur am Papier gut läuft.

Was haben also ein Dirigent zum Beispiel und ein Führender gemeinsam? Da denkt man ja relativ schnell dran. Wieso brauchen beide dieses rückhaltlose Bekenntnis zu ihrer Aufgabe? Auch nicht uninteressant: Folgt das Orchester dem Dirigenten oder der Dirigent dem Orchester? Das sind Fragen, die man aus der Musik heraus und ihrem Verständnis beantworten kann, zumindest in einer Form von Annäherung, weil Führung und Musik ja jedes Mal neu sind, jedes Mal anders sind und das macht es gerade so aufregend und auch so spannend und so interessant.

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Wolfgang Amadeus Mozart/1756 - 1791
Titel: Serenade Nr.7 in D-Dur KV 250 (248b)
* Menuetto. Trio - 3.Satz (00:03:31)
Populartitel: Haffner Serenade
Solist/Solistin: Thomas Zehetmair /Solo - Violine
Orchester: Staatskapelle Dresden
Leitung: Nikolaus Harnoncourt
Länge: 02:00 min
Label: Teldec 843062

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