Gedanken für den Tag

von Andrea Riemer, Autorin und Beraterin für Fragen zu Selbstführung und Führung. "Geführt von Musik". Gestaltung: Alexandra Mantler

Führung, gerade in Zeiten wie diesen, in Umbruchzeiten, wo wir uns im Moment bewegen, ist ein unglaublich forderndes Unterfangen. Führung selber zu erfahren und zu lernen, braucht bei allem Talent und bei aller Genialität, die auch oft junge Menschen haben, eine gewisse Entwicklungszeit, einen gewissen Entwicklungsraum, weil Führung sehr stark mit Erfahrung verbunden ist.

Was auch unbestreitbar ist: Es gibt Situationen, wo man daneben greift. Das heißt, Scheitern und Fehlschläge sind ein wesensinherenter Bestandteil von Führung.
Führung existiert ja nicht ohne Interpretation, das ist ja nicht etwas Abstraktes, sondern Führung existiert erst dann, wenn sie erdacht und gemacht wurde - im Übrigen wie Musik, da ist kein Unterschied. Führung ist erst dann vorhanden, wenn das Risiko des Moments, die Möglichkeit des Scheiterns gegeben ist. Das heißt, man geht her aus der Erfahrung, nimmt sie her, entwickelt sie weiter, bringt sie in eine neue Form und einen neuen Inhalt und das kann heute funktionieren und morgen kann es ein Riesenfehlschlag sein.

Im Übrigen ist es so, wenn man auf einige Jahre Führungsverantwortung zurück blickt, dann ist das keine Autobahn und keine gerade Allee, sondern es ist immer eine Mischung aus Triumphen und Niederlagen. Und es ist mehr als ein Sieg über andere.

Meiner Meinung nach begeistert Führung, sie ist beseelt, man muss sie spüren können und nicht nur lesen und sehen können. Wenn man jetzt den Blick in die Musik macht und hier versucht, Parallelen zu ziehen, dann ist ein Ensemble nie perfekt in der Aufführung, das wäre Stillstand und das wäre Tod. Das wäre also eine tote Aufführung letztlich. Es ist also jedes Mal ein Herantasten an das, was der Komponist gemeint haben könnte - Betonung auf "könnte" - ein Erahnen dessen, was er möglicherweise gefühlt haben könnte und in den Code aus Noten und möglicherweise Worte gefasst hat. Es ist also jeden Tag aufs Neue ein Decodierungsprozess, der jedes Mal anders ist und manches Mal riskanter ist und manches Mal konventioneller ist.

Das heißt zusammengefasst auch, dass der gerade Weg nicht immer der schnellste ist und der schnellste Weg auch nicht immer der beste ist und dass man beim Führen einen langen Atem braucht und sich die Luft einteilen können muss. Und dass Danebengreifen nicht gleichbedeutend mit Sterben müssen ist, auch wenn einen die Kritiker möglicherweise zerreißen.

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Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Edvard Grieg/1843 - 1907
Titel: Peer Gynt / Lyrische Suite op. 23
* Ouvertüre
Orchester: Halle Orchestra
Leitung: Sir John Barbirolli
Länge: 02:00 min
Label: EMI CDZ 7 62513 2

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