Zwischenruf

von Gisela Ebmer (Wien)

Präsident Obama möchte den CO2 Ausstoß in den USA um ein Drittel reduzieren. Die Erderwärmung, das Ansteigen des Meeresspiegels, die vermehrten Stürme und Unwetterkatastrophen haben ihn dazu bewogen. Für dieses Vorhaben erntet er sehr viel Lob, aber auch massive Kritik. Er sieht seine Initiative als Plan A, als den bedeutendsten Schritt, den die USA jemals für den Klimaschutz unternommen haben. Wir haben nur einen Planeten. Es gibt keinen Plan B.

Ich kann ihm nur Recht geben, denn in der letzten Zeit habe ich mehrmals darüber nachgedacht, was wir durch unsere Reisen im Sommer zum Klimawandel beitragen. 12% des Klimawandels werden nämlich durch den Tourismus hervorgerufen. 1 Milliarde Tonnen CO2 werden jährlich durch diesen wichtigen Wirtschaftszweig ausgestoßen. 43 Prozent davon durch den Flugverkehr, 26% durch's Autofahren und immerhin noch 23% durch die Unterkünfte. Ein Luxushotel mit Pools, Spa-Bereich, Rasenbewässerung und Versorgung der Gäste verbraucht 600 Liter Wasser pro Person täglich, während weltweit mehr als 1 Mrd. Menschen mit nur 20 Liter Wasser pro Tag auskommen müssen. Nicht nur, dass sie durstig sind und hungern, wenig Wasser bedeutet auch mangelnde Hygiene, Krankheiten, eine hohe Kindersterblichkeitsrate. Wasserprobleme kosten weltweit mehr Menschenleben als Kriege und tragen sicher auch zur großen Flüchtlingswelle bei.

Und doch: Ich reise liebend gerne. Ich habe dieses Jahr zwar den umweltfreundlicheren Autoreisezug gewählt, aber es gibt Ziele, die ich ohne Flugzeug eigentlich nicht erreichen kann. Außerdem gibt es unzählige Länder, in denen die Tourismus-Einnahmen für die Volkswirtschaft unverzichtbarer Bestandteil sind und auch wir in Österreich freuen uns über die Einnahmen.

Wenn ich daran glaube, dass Gott unsere Erde gut und schön erschaffen hat mit unzähligen Wundern der Natur, bei denen wir aus dem Staunen nicht herauskommen, und wenn ich daran glaube, dass Gott will, dass alle Menschen davon etwas haben und gut leben können, dann muss ich vielleicht mein Reiseverhalten ein wenig umstellen. Lieber Schwimmen und Wandern als Golfspielen - ein Golfplatz in Thailand verbraucht so viel Wasser wie 65 Hektar fruchtbares Ackerland pro Jahr. Bei Reisen, deren Ziel weniger als 700 - 1.000 km entfernt ist, lieber auf das Flugzeug verzichten. Sparsam umgehen mit Wäsche: Ich habe in Dänemark und Schweden z.B. erlebt, dass manche Quartiere verlangten, dass man Bettwäsche und Handtücher selber mitbringt oder extra dafür bezahlt. Die Energieverschwendung wird reduziert, wenn nicht jeden Tag Bettzeug und Handtücher gewechselt werden. Auch beim Geschirr des Frühstücksbuffets denke ich mir oft, dass ich doch nicht für alles, was ich mir hole, einen neuen Teller und neues Besteck benötige. Weniger Geschirrverbrauch heißt Ressourcen schonen. Ich kann beim Essen eher zu den regionalen Gerichten greifen. Sie haben keine langen Transportwege, daher wird weniger CO2 ausgestoßen und die regionalen Bauern und die regionale Wirtschaft werden gestärkt. Auch beim Einkauf von Souvenirs sollte ich darauf achten, dass nicht draufsteht "Made in China", sondern dass ich Produkte von heimischen Handwerkern oder Künstlerinnen kaufe.

Ich bin froh, dass es immer mehr Tourismusbetriebe gibt, die auf ökologische Standards Wert legen, Hotels, die als energiesparende Gebäude errichtet wurden und auch ihre Gäste darauf aufmerksam machen, sorgsam mit der Umwelt umzugehen.

Reisen heißt auch, mich einlassen auf das Fremde, neugierig sein, Fremdes mögen und wertschätzen. Mich schon im Vorfeld erkundigen über das Leben der Menschen in meinem Urlaubsland, über ihren Alltag, ihre Gewohnheiten, die Einhaltung der Menschenrechte, über die Umwelt. Offen sein, mit den Menschen reden. Mich trauen, Englisch zu sprechen, ein paar Worte in der Landessprache können: Guten Tag, Auf Wiedersehen, Danke. Ein Lächeln kostet nichts, aber es öffnet Türen und Herzen und wärmt die Seele.

Sendereihe

Playlist

Komponist/Komponistin: Carter Burwell/geb.1955
Album: CANNES 50ÈME 1946-1997 / CANNES 50TH ANNIVERSARY SPECIAL
Titel: Fargo, North Dakota/instr. / aus dem Film "Fargo"
Gesamttitel: CD 3: 1981-1996
Orchester: Filmorchester
Leitung: Carter Burwell
Länge: 00:25 min
Label: RFI musique 97msp06 (3 CD)

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