Gedanken

9. August 2015, 09:05

Seit 30 Jahren realisieren der Regisseur und Schauspieler Michael Scheidl und seine Frau, die Bühnenbildnerin Nora Scheidl im Rahmen ihres gemeinnützigen Vereins "netzzeit" Musiktheater, das im konventionellen Theaterbereich nicht möglich ist, oder dort aus anderen Gründen nicht stattfindet. "netzzeit" ist für die beiden ein Werkzeug zur Herstellung von Musiktheater der Gegenwart im weitesten Sinn. Der Verein besitzt keine Immobilie, für jedes Projekt wird ein neuer Schauplatz gesucht. Dieser kann der Dschungel im Amazonasgebiet sein oder ein freigeräumter Raum am Steinhof, die Halle E im Museumquartier in Wien, die Arena, die Sophiensäle, die Kampnaglfabrik in Hamburg oder die Werkstattbühne der Bregenzer Festspiele.

Michael Scheidl strebt mit "netzzeit" Grenzüberschreitungen an, zwischen den Musikrichtungen, Kulturen und Medien. Innovative Projekte und Zugänge sind es, die ihn reizen, meist stehen Uraufführungen auf dem Spielplan von "netzzeit": zum Beispiel brachte die satirische Oper "Der Aufstand der Schmetterlinge" von Georg Kreisler eine ganz andere Seite des Musikers und Kabarettzisten zutage. Camilo Chamäleon, die Kinderoper von Max Nagel wurde im Atelierhaus der Bildenden Künste im Jahr 2011 erstmals gezeigt. Der Präparator, ein Kammerlustspiel von Renzo Rosso wurde 2011 im Radiokulturhaus mit Martin Schwab in Österreich erstaufgeführt.

Das heurige vor 11 Jahren von netzzeit gegründete Festival für Neues Musiktheater "Out of Control" steht unter dem Motto "Wunsch und Wirklichkeit". Im Mai startete man mit "urbo kune" ("Stadt gemeinsam" auf Esperanto) Dieses zutiefst interdisziplinären Projekt mit dem Klangforum Wien war ein 25 stündiger Dialog mit KünstlerInnen aller Sparten, WissenschafterInnen und PolitikerInnen. "urbo kune", so Michael Scheidl, "erzählt im Verlauf von 25 Stunden vom Werden, Entstehen, Funktionieren und Wirken einer neuen mustergültigen Stadt, die als die Hauptstadt der vereinigten Staaten von Europa erdacht und errichtet wird. Als Abbild dieser Stadt ist die Oper ein Mischwesen aus utopisch-künstlerischer Fiktion und konkreten konzeptuellen Entwurfsarbeiten."
Ab 12. August wird "untitled (look, look, come closer)" eine Performance von Christine Gaigg zu Kompositionen von Klaus Schedl gezeigt. Thema dieser Produktion ist die Bilderwelt des Terrors und der Gewalt in den neuen Medien sowie unsere alltägliche Umgangsweise mit ihr. "KZ.IMAGINAIRE, eine "haarsträubend intelligente Klamotte", ein Musiktheaterstück nach Molières "der eingebildete Kranke" und den Gedächtnis-Aufzeichnungen von Leopold Platzer aus dem KZ Dachau von Ernst Kurt Weigel hat am 14. Oktober Premiere. In dieser Produktion von "das.bernhard.ensemble" und netzzeit erzählt der Protagonist seine Geschichte mit dem vom KZ traumatisierten Großvater. Zu "Whatever works" der satirischen Oper von Manuela Kerer und Arturo Fuentes schrieb Dimitré Dinev das Libretto nach einer Idee Michael Scheidl. Sie wird im November gezeigt.

Service

netzzeit

2015 OUT OF CONTROL PROGRAMM

UNTITLED (LOOK, LOOK, COME CLOSER)
Eine Performance von Christine Gaigg zu Kompositionen von Klaus Schedl
Eine Produktion von ImPuls Tanz - Vienna International Dance Festival und netzzeit
Termine ab 12. August 2015
21er Haus, Schweizergarten, Arsenalstraße 1, 1030 Wien
Impulstanz


KZ.IMAGINAIRE
Eine "haarsträubend intelligente Klamotte"
Eine Produktion von das.bernhard.ensemble und netzzeit
Musiktheaterstück nach Molières LE MALADE IMAGINAIRE und den Gedächtnisaufzeichnungen von Leopold Platzer aus dem KZ Dachau von Ernst Kurt Weigel
Termine ab 14. Oktober 2015 OFF.WHITE.BOX in das OFF.THEATER, Kirchengasse 41, 1070 Wien
BernhardEnsemble


WHATEVER WORKS
Termine: 7., 8. & 12. November 2015
Rabenhof, Rabengasse 3, 1030 Wien
Tickets: WIEN MODERN, Konzerthauskassa, ticket@konzerthaus.at, http://www.konzerthaus.at, Tel. 01/242 002
Infos:Netzzeit

OUT OF ANY CONTROL 30 JAHRE ERINNERUNGEN AN DIE ZUKUNFT
Eine netzzeit-Produktion im Herbst 2015
26 Orte, 70 Produktionen, 30 Uraufführungen, 1.500 Menschen auf der Bühne, ebenso viele hinter der Bühne: 30 Jahre Erinnerungen an die Zukunft.
"Theater wird geboren und verbrennt gleichzeitig an sich selbst"
Giorgio Strehler/"Für ein menschlicheres Theater"/Suhrkamp, Frankfurt am Main 1975

Sendereihe

• Gedanken

Gestaltung

• Ursula Burkert