Radiokolleg - Die Indianer - Amerikas 1%

Trauma, Bevormundung und Aufbegehren (2). Gestaltung: Christian Lerch

In Indien gibt es keine Indianer. Auch wenn Christoph Kolumbus historischer wie geografischer Irrtum in der deutschen Sprache korrigiert wurde und es neben Indianern auch Inder gibt, wird er im Englischen fortgeführt. Dort steht der Begriff "Indians" missverständlich für zwei Völker gleichzeitig. Die Indianer der USA sind unmissverständlich die Nachkommen der Ureinwohner Amerikas. Der Überbegriff Indianer vereinigt die Mitglieder der 566 offiziellen Stämme der USA unter einem Dach. Um auch als einigende, politische Stimme Wirkung zu haben, wird unter anderem "Indian" als Selbstbezeichnung verwendet. Auch um zu reagieren auf rassistische Vorurteile durch die Nachfahren der europäischen Kolonisatoren gegenüber den Stämmen und ihren Mitgliedern. Etwa dass Indianerstämme in den USA, gesättigt von Kasinoeinnahmen, reichen Öl- und Kohlevorkommen und durch üppige Sozial- und Wohlfahrtsprogramme ein gutes Leben führen.

Die Wirklichkeit in den großen Reservaten westlich des Mississippis ist eine andere. Arbeitslosigkeit, ökonomische Stagnation und soziale Missstände sind dort endemisch. Das Verhältnis zwischen den westlichen Nachfahren der Kolonisatoren und den indigenen Ureinwohnern ist durch ein kompliziertes Geflecht aus Verträgen, Gesetzen und Gerichtsurteilen geregelt. Die Stämme stehen vor der Aufgabe, ihre beschränkte Souveränität zu nutzen, um ihre heterogene Kultur, Denktraditionen und Lebensweisen, ob der sozialen und politischen Abhängigkeit zu Washington nicht zur Gänze zu verlieren. Doch haben indigene Perspektiven im 21. Jahrhundert eine Zukunft? Jahrhunderte repressiver Indianer-Politik haben die traditionellen Fundamente und das vielfältige Wissen der Ureinwohner nahezu vernichtet. Der Westen war verantwortlich für die Erfindung unzähliger Indianer Stereotypen, heute liegt es an den Stämmen zu definieren, was die Rolle der Ureinwohner in einer hochtechnologisierten Welt sein könnte. Eine Radiokollegreihe über Chancen von Stammesgesellschaften und Ureinwohnern im Schatten der USA.

Service

Karl Jacoby: "Shadows at Dawn. An Apache Massacre and the Violence of History". Penguin Books, 2008
W.L. Williams: "The Spirit And The Flesh: Sexual diversity in American Indian Culture". Beacon Press 1988
Sabine Lang: "Men as women, women as men. Changing gender in Native American cultures". University of Texas Press. 1998
Bagele Chilisa: "Indigenous Research Methologies". Sage Publications 2012
Michael A. Dorris: "The Grass Still Grows, the Rivers Still Flow". Journal of the American Academy of Arts and Sciences. 1981
Jesse D. Jennings: "The Ancient Native Americans". W H Freeman & Co. 1978
Andrew Needham: "Power Lines: Phoenix and the Making of the Modern Southwest". Princton University Press 2014
Jennifer Nez Denetdale: "Reclaiming Diné History: The Legacies of Navajo Chief Manuelito and Juanita". 2007
Jennifer Denetdale and Paul C. Rosier : "The Long Walk: The Forced Navajo Exile. Landmark Events in Native American History". Nov 2007
Tom Biolsi: "Imagined geographies: Sovereignty, indigenous space, and American Indian struggle". Amerikanische Ethnologie 2002.

GLOSSARY FOR BASIC CANCER TERMINOLOGY IN THE NAVAJO LANGUAGE. Martha A. Austin- Garrison/ Edward R. Garrison

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