Betrifft: Geschichte

Elend und Barmherzigkeit. Zur Geschichte der Armut. Mit Bernhard Rathmayr Institut für Erziehungswissenschaft, Universität Innsbruck.
Gestaltung: Martin Adel

"do ut des": "Gib, damit man auch dir gibt", so an Nützlichkeit orientiert hieß es noch im Alten Rom. Das christliche Mittelalter deklarierte Mildtätigkeit sogar zur "Himmelsleiter", denn sonst galt ja, dass ein Kamel eher durch ein Nadelöhr ginge, als ein Reicher durch die Himmelspforte.

"Selig die Armen": Das war eine radikale Neubewertung von arm und reich; schloss aber die Reichen - durch Einführung des Fegefeuers - nicht grundsätzlich von den ewigen Freuden aus. Das schafften nicht einmal die neugegründeten Bettelorden, die auch der Kirche einen unorthodoxen "Sparkurs" verordnen wollten. Man arrangierte sich, aber die Entwicklung ging weiter. In Zeiten der großen Seuchen hatte man Angst vor vagabundierendem "Gesindel"; gegen das geknechtete, aber sesshafte "Gesinde" hatte man nichts.

Aber irgendwann ging den Kommunen auch die Lust und dann das Geld aus, Bedürftige zu unterstützen. Und das Manufakturwesen und die frühe Industrialisierung brauchten schließlich auch massenhaft Arbeitskräfte. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die disziplinierende Arbeitsethik die Sozialethik überrollte - und das schon, bevor die menschliche Arbeitskraft zur Ware wurde. (Der letzte Stein in der Entwicklung unseres kapitalistischen Systems; Fertigstellung in den 1830er Jahren in GB). Von da weg war es nicht mehr weit bis zu: Wer nichts arbeitet, soll auch nichts essen! - mit verheerenden Auswirkungen auf das, was noch heute NICHT als Arbeit gilt, aber zweifellos Arbeit ist. Und heute ist Betteln - und erst recht "organisiertes" Betteln - in Österreich häufig ein Delikt. Auch wenn man sich zumeist irgendwie "organisieren" MUSS, um ohne Erwerbsarbeit über die Runden zu kommen.

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