Logos - Theologie und Leben

"Nicht Herrscher der Erde, sondern Teil der Schöpfung" - Die Botschaft der päpstlichen Umweltenzyklika "Laudato si". Gestaltung: Johannes Kaup

"Wir sind nicht Gott. Die Erde war schon vor uns da und ist uns gegeben worden." Mit Sätzen wie diesem vollzieht Papst Franziskus in der ersten Umweltenzyklika der Kirchengeschichte einen radikalen Bruch mit einer unseligen Ausbeutungstradition, die auf einer missverstandenen Auslegung des Bibelwortes "Macht euch die Erde untertan" beruht. Denn viele Menschen sind - wie auch der Papst konzediert - mit der Überzeugung groß geworden, dass die Erde das Eigentum des Menschen sei und ihre Schätze deshalb auch ausgebeutet werden dürfen. Dem ist nicht so, mahnt der Papst in "Laudato si" mit klaren Worten: "Das ist keine korrekte Interpretation der Bibel, wie die Kirche sie versteht."

Was dieses Lehrschreiben vor anderen auszeichnet, ist die neue Verortung der Rolle des Menschen in der Schöpfung. Denn der Mensch sei nicht der Herrscher über die Welt, sondern nur ein Teil des Ganzen. In diesem Zusammenhang äußert Papst Franziskus seine große Sorge um das ökologische Gleichgewicht und das Weltklima, das ein gemeinsames globales Gut ist, das es zu schützen gilt. Denn die Folgen des Klimawandels würden vor allem die Armen der Welt treffen. Heftig kritisiert der Papst die Auswirkungen der Umweltzerstörung, das aktuelle Entwicklungsmodell, die konsumistische Wegwerfkultur und einen Kapitalismus, der die sozialen Beziehungen erodiert. Papst Franziskus solidarisiert sich mit den armen Ländern, die bei den internationalen Klimaverhandlungen finanzielle Unterstützung von den reichen Staaten verlangen. Mit Blick darauf mahnt der Papst eine Ethik der internationalen Beziehungen ein. "Denn es gibt eine wirkliche, ökologische Schuld' - besonders zwischen dem Norden und dem Süden - im Zusammenhang mit Ungleichgewichten im Handel und deren Konsequenzen im ökologischen Bereich wie auch mit dem im Laufe der Geschichte von einigen Ländern praktizierten unproportionierten Verbrauch der natürlichen Ressourcen". Die bisherigen Emissionshandelsmodelle hält der Papst für "Ablasshandel".

Die Reaktionen auf die Umweltenzyklika fallen besonders in der Wissenschaft und bei Umwelt-NGOs äußerst positiv aus. Speziell der Appell des Papstes zu einem weltweiten Ausstieg aus dem fossilen Energiesystem wird als Handlungsempfehlung für die im Dezember in Paris stattfindende UN-Weltklimakonferenz verstanden.

Anlässlich der sogenannten Schöpfungszeit, die von den christlichen Kirchen zwischen dem 1. September und dem 4. Oktober begangen wird, hat Johannes Kaup die Kernaussagen von "Laudato si" unter die Lupe genommen und dazu fachkundige Stellungnahmen eingeholt.

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Enzyklika "Laudato si"

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