Tonspuren

Die Spätberufene. Porträt der Schriftstellerin Ilse Helbich. Feature von Judith Brandner

Es sind Bilder, eindrucksvolle Bilder, die Ilse Helbich mit ihrer dichten, knappen und dabei überaus poetischen Sprache schafft. Das ist im neuen Erzählband "Schmelzungen" so, das war vor allem bei ihrem Roman "Schwalbenschrift" so.

"Schwalbenschrift" ist der Erstlingsroman einer höchst erstaunlichen Schriftstellerin, die erst spät im Leben zum Schreiben und zu sich selbst gefunden hat: Als der Roman erscheint, ist Ilse Helbich 80 Jahre alt.

Helbich, Jahrgang 1923, Wienerin aus gutbürgerlicher Industriellenfamilie, studierte in den Kriegsjahren Germanistik und entdeckte damals "immer stärker die Welt des Geschriebenen und Gedachten in all seiner Unzerstörbarkeit".

Sie ist mehr als 30 Jahre lang verheiratet und hat fünf Kinder großgezogen, als sie - scheinbar abrupt und über Nacht - ihr Leben von Grund auf ändert, ihren Mann verlässt, das Schreiben zum Mittelpunkt des Lebens macht, schließlich ein Haus im Kamptal kauft und sich emanzipiert von bisherigen Fesseln, ohne dass sie selbst von einem emanzipatorischen Akt schreiben würde.

Sie fasst dieses Gefühl in ein Bild, das eine Schlüsselszene in "Schwalbenschrift" ist: Die Protagonistin sieht bei einem Spaziergang eine Schwalbe reglos und starr im Gras liegen. Als sie den Vogel aufheben will, erhebt er sich mit wilder Kraft in die Luft.

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Gavin Bryars
Titel: Epilogue from Winderlawn

(musik u text großteils überlappt)
Solist/Solistin: Hilliard Ensemble
Länge: 02:30 min
Label: Point Music 462 511-2

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