Logos - Theologie und Leben

"Der Zeuge des Unbedingten" - Ein Porträt des evangelischen Theologen Paul Tillich zum 50. Todestag. Gestaltung: Martin Gross

Wenn man die einflussreichsten Theologen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufzählt, dann darf neben Karl Barth, Dietrich Bonhoeffer, Rudolf Bultmann und Karl Rahner der evangelische Theologe Paul Tillich nicht fehlen. 1886 in Starzeddel geboren, emigrierte Paul Johannes Tillich 1933 - im Jahr der Machtergreifung Hitlers - in die USA. Der Grund war seine Entlassung aus dem Staatsdienst nach Veröffentlichung seiner Schrift "Die sozialistische Entscheidung" und seine Mitgliedschaft bei den Religiösen Sozialisten. In den USA begründete Tillich seinen weltweiten Ruf als Religionsphilosoph am Theologischen Seminar in New York und an den Universitäten Harvard und Chicago.

Religion ist für Paul Tillich ein Element und eine Komponente jedes Wirklichkeitsbereiches. Dafür hat Tillich einen eigenen Ausdruck geprägt: Das gültige Religiöse ist die "Erfahrung des Unbedingten". Unter dem "Unbedingten" versteht Tillich die Erfahrung, dass einen etwas total ergreifen und aus der Neutralität seiner Lebensgeschichte herausziehen kann. "Wenn du begreifen willst, was mit Gott gemeint ist, dann vergiss alles, was du darüber gehört hast", sagte er einmal in einer der religiösen Reden, "sondern schau nur auf das, wo dich etwas unbedingt gepackt hat und angegangen ist. Dann weißt du, was das Göttliche ist".

Auf politischer Ebene war Tillich in verschiedenen Exilorganisationen aktiv, so in dem 1944 gegründeten "Council for a Democratic Germany", dem er vorstand. 1948 machte ihn seine Predigtsammlung "The Shaking of the Foundations" (dt. Ausgabe: In der Tiefe ist Wahrheit, Evangelisches Verlagswerk) schlagartig landesweit bekannt. Paul Tillich wurde dadurch quasi zu einem "intellektuellen Superstar" (Kelsey). Tillich wird als "Vermittlungstheologe" und "Denker an der Grenze" bezeichnet. Ihm gelang es, die existentiellen Fragen seiner Zeit aufzugreifen und sie als religiöse Fragen zu formulieren. Es war ihm ein Anliegen, die Symbole der christlichen Botschaft als attraktive und nach wie vor aktuelle Antworten auf diese Fragen darzustellen.

Paul Tillich starb am 22. Oktober 1965 in Chicago. Anlässlich seines 50. Todestages erinnert Martin Gross - am protestantischen Reformationstag - an einige wesentliche Positionen dieses einflussreichen evangelischen Theologen.

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