Menschenbilder

"Die Kunst, Komik und Tragik miteinander zu verbinden" - der Schauspieler und Autor Joachim Meyerhoff. Gestaltung: Petra Herczeg und Rainer Rosenberg

Seine Romane mit hohem autobiografischem Anteil haben dem zwischen Wien und Hamburg pendelnden Schauspieler Joachim Meyerhoff ein zusätzliches Publikum gebracht. In der vergangenen Saison spielte er den Kreon in der aktuellen Antigone Produktion des Burgtheaters und den Danton in Büchners "Dantons Tod", aber er sorgt auch im Burgtheater Kasino für ausverkaufte Abende, wenn er z. B. seinen demnächst erscheinenden dritten Roman präsentiert.
Sein Vater, Direktor einer psychiatrischen Klinik in Schleswig, riet ihm, erzählte der 1967 geborene Meyerhoff einmal, zum Beruf des Polizisten, da er schlechte Schulleistungen erbrachte, aber im Sport sehr gut war, wie etwa als Basketballspieler.

"Für mich war die Aufforderung, mich zu konzentrieren, eine Folter. Solange ich denken kann, sagen mir Menschen, und zwar nicht bösartige Menschen, sondern freundliche, aufgeschlossene, mit den Wellen der modernen Pädagogik vertraute Menschen, dass ich mich konzentrieren soll. Diese Aufforderung sitzt mir noch heute unerbittlich auf der Schulter, ein preußischer Zuchtmeister, der mir seine Sporen ins Fleisch schlägt und brüllt: Konzentriere dich!" schreibt er in seinem ersten Roman "Alle Toten fliegen hoch. Amerika", und in Interviews verweigert er sich immer der Zuschreibung des Genialen.
"Begabung" hält Meyerhoff für etwas Unverlässliches, man könne nicht darauf bauen. Ihn motiviere eher eine "Verbundenheit mit den Dingen, die einem keine Wahl lassen, als sich damit zu beschäftigen". So war für ihn neben der physischen Herausforderung die Liebe zur Literatur ein wesentlicher Grund Schauspieler zu werden. Inzwischen lebt er mit zwei Seiten der Literatur - interpretierend und schaffend. So bleibt ihm die geliebte Vergänglichkeit eines Theaterabends, und das Bleibende von Romanen ...

"Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" - der paradoxe Titel seines zweiten Romans vor dem Hintergrund einer Kindheit mitten in der psychiatrischen Praxis verweist auf die Ambivalenzen jeglicher Biografie. "Ein Höllenort, der zugleich Paradies ist" nannte die Szenerie der Kritiker Wolfgang Höbel. Knapp vor dem Erscheinen seines dritten Buches "Ach diese Lücke, diese entsetzliche Lücke" porträtieren Petra Herczeg und Rainer Rosenberg den Vielfach-Begabten.

Sendereihe