Dimensionen - die Welt der Wissenschaft

Gateway India. Österreichisches Exil in Indien 1938-1945. Gestaltung: Ulrike Schmitzer

"Welch ein genialer Einfall war´s von Dir, nach Indien zu gehen!!", schrieb Franz Werfel 1941 aus den USA an seinen Schriftsteller-Kollegen Willi Haas in Bombay. Rund 5.000 Menschen flüchteten 1938 vor dem Nationalsozialismus nach Indien, darunter auch einige hundert Österreicher. Das Kolonialreich Britisch-Indien war nach dem "Anschluss" Österreichs an Hitlerdeutschland kein Wunschziel, schreibt die Historikerin Margit Franz in ihrem Buch "Gateway India: Deutschsprachiges Exil in Indien zwischen britischer Kolonialherrschaft, Maharadschas und Gandhi" aus dem CLIO-Verlag. Es bot jedoch gegenüber anderen Ländern einen Vorteil: die freie Berufsausübung. Das führte zu einem Andrang von ÄrztInnen und Technikern. Die Pädagogin Maria Montessori war übrigens auch unter den ExilantInnen. Im Gegensatz zu Indonesien oder den Philippinen war Britisch-Indien militärhistorisch trotz der Bedrohung durch japanische Truppen relativ sicher. Das Leben im indischen Exil war nicht leicht: Hitze, starke Regenfälle während der Monsunzeit, kaum sauberes Wasser, Strom und Gas, Krankheiten wie Cholera, Typhus und Diphterie waren weit verbreitet. Zudem wurden die Flüchtlinge misstrauisch als mögliche Spione betrachtet. Das Buch von Margit Franz ist der weltweit erste und einzigartige Versuch, einen Überblick über Britisch-Indien als Exilland zu geben. Es zeigt ein Leben im Spannungsfeld zwischen britischer Kolonialherrschaft und der politischen indischen Unabhängigkeitsbewegung mit Gandhi als stärkster Symbolfigur. Gandhi hegte übrigens "Zweifel am Nutzen dieser ExilantInnen für das neue Indien". Er empfahl der jüdischen Bevölkerung den passiven Widerstand. Mit Kriegseintritt GB und Britisch-Indiens 1939 wurden alle Ausländer als "enemy aliens" inhaftiert, darunter auch viele geflüchtete Juden.

Sendereihe