Texte - neue Literatur aus Österreich

"Die Herumtreiberinnen." Von Lilian Faschinger. Es liest Lisa Stern. Redaktion: Michaela Monschein

In ihrem neuen Roman "Die Herumtreiberinnen" erzählt Lilian Faschinger die Geschichte und Geschichten von zwei sehr verschiedenen Frauen. Die Straßenmusikerin Marlene Johanna Frey ist über 70, das französische Mädchen Kim Vu ist erst vierzehn Jahre alt. Sie spricht nicht. Es wird nur beschrieben, was sich in ihrem Kopf abspielt. Die ältere Frau spricht dafür umso mehr. Sie erzählt von ihrer Vergangenheit in Wien, beginnend mit der Vorkriegszeit.

Kim wird von Marlene beschützt, leistet ihr Gesellschaft und hört ihr zu, und die ältere Frau gibt der jungen ihr Wissen und ihre Lebenserfahrung weiter. Lilian Faschinger geht es dabei um weibliche Solidarität über alle Grenzen hinweg. Alter, Sprache und Kultur spielen für diese beiden keine Rolle. Beide Figuren sind ständig in Bewegung, viel unterwegs, vor allem in der Stadt. Hier treffen sie sehr verschiedene Menschen aus allen Schichten der Gesellschaft.

Es geht in diesem Roman aber um viel mehr als nur um weibliche Erinnerung oder ein Panorama unserer Gesellschaft. Beide Frauen wollen sich rächen: Kim ist auf der Suche nach drei jungen Männern, die sie misshandelt und zu vergewaltigen versucht haben, und Marlene forscht nach der Person, die ihre Mutter gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in Wien an die Gestapo verraten hat.

Dieses Buch steht wie schon "Magdalena Sünderin" und teilweise auch "Wiener Passion" ganz bewusst in der Tradition des Schelmenromans. Humor, Ironie und Satire werden also auch in diesem Roman von Lilian Faschinger nicht zu kurz kommen.

Lilian Faschinger:
1950 in Tschöran (Kärnten) geboren, lebt in Wien und immer wieder auch in Paris. Seit 1992 Schriftstellerin und literarische Übersetzerin. Der Roman "Magdalena Sünderin" wurde in 17 Sprachen übersetzt. Zahlreiche Auszeichnungen und Preise, ua. Landeskulturpreis Kärnten 2010. Zuletzt erschienen: Die Unzertrennlichen (2012).

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