Gedanken für den Tag

11. November 2015, 06:56

Laut indischem Festkalender fällt Diwali dieses Jahr auf den 11. November. Auch hierzulande wird der dunklen Nacht getrotzt, wenn unzählige Kindergartenkinder stolz ihre selbstgebastelten Laternen durch die Straßen tragen und Lieder singen. Martinus von Tours, der im ungarischen Szombathely geborene Heilige, gilt als Patron der Schneider, Haustiere und Reisenden. Ob Martinsreiter, Martinskipferl, Martinigansl, Martiniloben, Lärmumzüge als Zeichen des Endes der Weidesaison, die Feste variieren und beinhalten lokale Charakteristika, die mit traditionellen Arbeitsformen zu tun haben.

Rituelle Feste strukturieren den Jahresablauf und bieten in ihrem Kern Orte der Reflexion und des Neuerschaffens. Das Martinsfest und Diwali laden ein, innezuhalten und sich für einen Neubeginn vorzubereiten. Während in Indien das Geschäftsjahr zu Ende geht und die Göttin des Reichtums Lakshmi um ihren Segen für das neue Geschäftsjahr gebeten wird, erinnert Martini mit dem Verspeisen des Martinigansls an das Ende des landwirtschaftlichen Arbeitszyklusses. Es ist Zeit zu Feiern, bevor die karge Zeit des Jahres anbricht.

Auch in Indien wird aufgeräumt, gekehrt, Mülltonnen werden beladen. Der Monsun ist vorbei, die Ernte eingefahren. Der Winter hält Einzug. Neue Kleider wurden gekauft und verschenkt. Viele Hausangestellte falten ihre eigenen neuen gestärkten Saris und viele Landarbeiterinnen kochen den Reis, der ihnen als Bezahlung für ihre Dienste gegeben wurde. Naturalabgaben zur Zeit der großen Feste sind Symbole traditioneller Arbeitsbindungen. Die Tradition der Martinigans erinnert genauso daran wie die gelebte Praxis, zu Diwali Angestellten Geschenke zu machen. So bestätigen sich rituell und materiell die gegenseitigen Verantwortlichkeiten und das neue Geschäftsjahr wird mit der Erneuerung traditioneller Bande festlich eingeläutet.

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler