Salzburger Nachtstudio

Fakten und Mythen der Völkerwanderungen einst und jetzt
Gestaltung: Martin Haidinger

Das angesichts der Flüchtlingsströme nach Europa geradezu inflationär gebrauchte Wort von der "Neuen Völkerwanderung" erzeugt in den Köpfen vieler Menschen überkommene, nicht immer angenehme Bilder:

Klischeevorstellungen von Barbarenhorden, die alles kurz und klein schlagen was ihnen in den Weg kommt. Das bezieht sich vor allem auf die Zeit vom 4. bis 6. Jahrhundert nach Christus in Europa, also die "klassische" Völkerwanderung, über die wir alle in der Schule gelernt haben .
Sie ist allerdings ein Konstrukt späterer Geschichtsschreiber, um nationale Mythen mit packenden Geschichten von sagenhaften Landnahmen und heldenmütigen Eroberungen ihrer eigenen Völker zu unterfüttern.

Vor allem in Deutschland zählte die Idee einer "germanischen Völkerwanderung" seit der Nationalromantik im 19. Jahrundert zu den zentralen Motiven einer Identitätsstiftung. Man hätte das Römische Reich in die Knie gezwungen und dabei ein zeitloses Beispiel heldenhafter Tugend gegeben, auf das die Deutschen, als ihre Nachfahren, mit Stolz zurückblicken könnten.

Die moderne Forschung zur Geschichte des Frühmittelalters zeigt auf, wie unhaltbar diese Deutung ist. Umso wichtiger ist es, nach den motivgeschichtlichen Wurzeln des äußert wirkungsmächtigen nationalen Mythos zu fragen, und vor allem herauszukristallisieren, wie Mechanismen massenhafter Migration und Integration tatsächlich funktionieren - auch und gerade vor dem Hintergrund millionenfacher Flucht aus Asien und Afrika nach Europa.

In einer Sendung von Martin Haidinger berichten Historiker/innen, Migrationsforscher/innen, Politikwissenschafter/innen und Jurist/innen über ihre Forschungen zum Thema Migration über einen Zeitraum von mehreren Jahrhunderten. Darunter die Mediävisten des Instituts für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, die seit Jahren frühmittelalterliche Wanderungsbewegungen erforschen, und dabei zu erstaunlichen Ergebnissen kommen.

Sendereihe