Tonspuren

"Ein großer Spaß, dieses Sterben. Nur das Warten nervt." Der Schriftsteller Wolfgang Herrndorf - eine Collage von Julia Schlager

"Gestern haben sie mich eingeliefert. Ich trug ein Pinguinkostüm. Jetzt habe ich einen Panoramablick über ein trapezförmiges Stück Spree, den Glaszylinder des Hauptbahnhofs, einen Kanal und klassizistische Gebäude".

Am 7. März 2010 betritt Wolfgang Herrndorf die Neuropsychiatrie der Berliner Charité, wenige Tage darauf folgt die Diagnose: Glioblastom. Ein Gehirntumor. Durchschnittliche Lebenserwartung: 17 Monate. Herrndorf entgegnet dem mit einem Entschluss: "Arbeit. Arbeit und Struktur". Unermüdlich und in gewaltigem Tempo beginnt er zu schreiben. Er überarbeitet den Erzählband "Diesseits des Van-Allen-Gürtels", bringt "Tschick" heraus, ein Roadmovie-Roman der zum Bestseller werden soll, stellt "Sand" fertig und skizziert "Bilder deiner großen Liebe". Rasante, dichte Werke, die unkonventionelle Bilder zeichnen, voller Humor sind, nah an der Zeit und zugleich unwahrscheinlich zeitlos.

Fünf Jahre später gehört Wolfgang Herrndorf zu den meistgelesenen Autoren der deutschen Gegenwartsliteratur. Auf deutschen Bühnen wurde letztes Jahr kein Stück so oft gespielt wie "Tschick" und Dreharbeiten zum Film sind bereits angelaufen. Herrndorf selbst hat sich von alldem verabschiedet. Sein Entschluss war immer festgestanden: "Selbstmord, solange ich noch einen Rest von Kontrolle habe über das Gemüse, das einmal meinen Namen trug".

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