Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

Was hat ein Känguru mit Frühgeborenen zu tun?

Es grenzt tatsächlich an ein medizinisches Wunder, dass extreme Frühchen, die nach 23 oder gar schon nach 22 Schwangerschaftswochen das Licht der Welt mit einem Geburtsgewicht von etwa einem halben Kilo erblicken, überleben können.
Dank intensivmedizinischer Fortschritte konnte die Überlebensgrenze von Frühchen kontinuierlich nach unten verschoben werden. Die derzeitige Grenze kann allerdings nicht mehr unterboten werden - die Entwicklung der Organe, allen voran des Gehirns, erlaubt vor diesem Zeitpunkt kein Überleben außerhalb des Mutterleibs.
Extrem frühgeborene Kinder (jene, die vor der vollendeten 28. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen) sind unreif und bedürfen einer intensivmedizinischen Betreuung. Während diese vor einigen Jahren noch in aggressiver Behandlung mit Vollbeatmung, künstlicher Ernährung etc. bestand, geht man nun weitaus behutsamer mit den Kleinen um. Äußere Reize werden möglichst ferngehalten und der Zustand im Mutterleib weitgehend imitiert. Dazu gehört auch das "Känguruhen", bei dem die Frühchen auf die Brust der Mutter gelegt werden, um damit körperlichen Kontakt und das Vernehmen des Herzschlags zu ermöglichen. Dies wirkt sich nachweislich positiv auf die gesamte Entwicklung der Frühchen aus.
Etwa die Hälfte der überlebenden, extremen Frühchen hat mit eventuell lebenslangen Folgen zu kämpfen. Diese reichen von Konzentrationsstörungen bis hin zu schweren motorischen Beeinträchtigungen und erfordern eine kontinuierliche Therapie. Aber auch für die Mutter bzw. die Eltern kann eine extreme Frühgeburt psychische Erschütterungen auslösen, die selbst nach vielen Jahren noch spürbar sind.
Diesmal diskutiert Univ.-Prof. Dr. Markus Hengstschläger mit seinen Gästen über medizinische Fortschritte im Hinblick auf Frühgeburten, sowie die Probleme für Kinder und Eltern, die sich in den ersten Monaten und auch im späteren Leben ergeben können.

Eine Sendung von Dr.in Michaela Steiner.

Service

Sendungsgäste im FH Wien:

Dr.in Renate Fuiko
Nachsorgeambulanz für Frühgeborene und Risikokinder
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde
Medizinische Universität/AKH Wien
Währinger Gürtel 18-20
A-1090 Wien
Tel.: +43/(0)1/40 400-31930
E-Mail
Homepage


Prim. Univ.-Prof. Dr. Hans Salzer
Klinische Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde
Universitätsklinikum Tulln
Alter Ziegelweg 10
A-3430 Tulln
Tel.: +43/(0)2272/9004-10441
E-Mail
Homepage


Weitere Anlaufstellen und Info-Links:

Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ)

Bundesverband "das frühgeborene Kind" e.V. (Deutschland) (inkl. Broschüren)

swissmom

science.orf.at: "Frühgeburt ist häufigste Todesursache"

srf: "Frühgeburten: Wie klein ist zu klein?"

derStandard.at: "Frühchen müssen noch Jahre danach betreut werden"

Spektrum.de: "Frühgeborene: Zu früh für das Gehirn?

netdoktor.at: "Frühgeburt"


Buchtipps:

Nina Pfister
So klein, und doch so stark - Tagebuch eines viel zu früh geborenen Babys: Eine Frühchen-Mutter erzählt
edition riedenburg, 2. Aufl. 2014
ISBN-13: 978-3902647221

Gerhard Jorch
Frühgeburt: Rat und Hilfe für die ersten Lebensmonate
Urania Verlag 2013
ISBN-13: 978-3451660306

Doreen Grabs
Zu früh geboren - Frühchen-Mütter erzählen
edition riedenburg 2015
ISBN-13: 978-3902943804

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