Europa-Journal

1. Russland in Zeiten der Krise
2. Vom jüdisch-muslimischen Zusammenleben in Sarajewo
3. Die ungarische Minderheit in der Slowakei
4. Mons: Europäische Kulturhauptstadt 2015 - und danach?

Moderation: Brigitte Fuchs


Russland in Zeiten der Krise

Die Russen sind mit wenig optimistischen Aussichten ins neue Jahr gestartet. Viele, die normalerweise die Feiertage um den Jahreswechsel nützen, um im Ausland Urlaub zu machen, sind zu Hause geblieben. Um 40 Prozent weniger Auslandsreisen haben russische Urlaubswillige zu Neujahr gebucht. Angesichts der schweren Wirtschaftskrise, in die Russland seit 2014 geschlittert ist, haben viele schlichtweg kein Geld mehr für Auslandsreisen, da der schwache Rubel sie oft schlicht unerschwinglich macht. Darunter leidet die Tourismus-Branche: Hunderte Reiseanbieter mussten in den letzten beiden Jahren bereits schließen. Unterdessen zeigt die Tourismusbranche nur einen Ausschnitt der wirtschaftlichen Folgen der Krise: Weite Bevölkerungsschichten haben gar kein Geld mehr zum Reisen, sondern sind von akuter Armut bedroht. Erstmals seit den 1990er-Jahren verliert die russische Bevölkerung an Realeinkommen. Ökonomen gehen davon aus, dass die Krise noch mehrere Jahre dauern wird, da es sich um eine tiefe Strukturkrise der rohstoffabhängigen russischen Wirtschaft handelt, die nur durch langwierige Reformen gelöst werden kann. Ein Bericht von Christian Lininger


Vom jüdisch-muslimischen Zusammenleben in Sarajewo

Bosnien-Herzegowina wird bis Ende Jänner einen Beitrittsantrag an die Europäische Union stellen. Das hat Mladen Ivanic, serbisches Mitglied des dreiköpfigen Staatspräsidiums, diese Woche bestätigt. Doch 20 Jahre nach Ende des Krieges leiden die knapp vier Millionen Einwohner immer noch unter den territorialen und ethnisch-politischen Spaltungen. Die wirtschaftliche Krise und der politische Stillstand treiben vor allem junge Menschen zur Auswanderung, andere werden radikalisiert. Bisher reisten rund 200 Bosnier nach Syrien und in den Irak. Nun wurden die Gesetze verschärft und einige der 40 Rückkehrer angeklagt. In Bosniens überwiegend muslimischer Hauptstadt Sarajevo lebt die kleine jüdische Minderheit dennoch unbehelligt. Sie wächst sogar dank der Juden, die zurückkehren, und sieht keinen Anlass, die jüdischen Institutionen zu beschützen. Die Muslime tun das für sie, sagen Gemeindefunktionäre. Ein Bericht von Igal Avidan


Die ungarische Minderheit in der Slowakei

Durch das Friedensabkommen von Trianon nach dem Ersten Weltkrieg hat Ungarn weite Teile seines Staatsgebiets verloren - unter anderem an die Slowakei. Dort stellen die Ungarn seither die größte Minderheit. An der ungarisch-slowakischen Grenze hat sie ihre Hochburg. Noch vor sechs Jahren war das ungarisch-slowakische Verhältnis auf einem Tiefpunkt, befeuert von Nationalisten auf beiden Seiten. Es kam zu Ausschreitungen, und selbst in der hohen Politik zwischen Budapest und Bratislava herrschte Funkstille. Zu den Leidtragenden zählte vor allem die ungarische Minderheit in der Slowakei. Heute hat sich der Ton normalisiert - und im Grenzort Komarno, einst das Epizentrum der Probleme, herrscht eine europäische Selbstverständlichkeit. Am ehesten zeigt sich das am ungarisch-sprachigen Gymnasium der Stadt. Ein Ortsbesuch. Die neue Normalität - gerade auch das Schlendern über die Donaubrücke ins andere Land - ist aber gerade bedroht: Premierminister Robert Fico hat angekündigt, dass sein Land im Kampf gegen den Terrorismus nötigenfalls, so wörtlich, "Zäune und Hindernisse" aufbauen werde, um die Sicherheit der Slowaken zu gewährleisten. Eine Reportage von Kilian Kirchgeßner


Mons: Europäische Kulturhauptstadt 2015 - und danach?

Es ist ein Riesen-Spektakel, es ist eine ausgezeichnete Werbung für die Stadt und es ist ein teures Vergnügen - so ein Jahr als Kulturhauptstadt Europas. Aber was bleibt übrig, wenn die EU-Millionen wieder versiegen. Mons im französischsprachigen Teil von Belgien war letztes Jahr Kulturhauptstadt Europas. Lisa Schöffel war in Mons unterwegs, um herauszufinden, was bleibt.

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