Gedanken für den Tag

von Johanna Schwanberg, Leiterin des Dommuseums Wien. "Blaues Pferd und gelber Tiger" - Zum 100. Todestag von Franz Marc. Gestaltung: Alexandra Mantler

Religion

Kunst und Religion waren die beiden Konstanten im Leben von Franz Marc. Kein Wunder. Bereits sein Großvater zeichnete neben seiner Beamtenlaufbahn. Sein Vater war ein angesehener Genremaler.

Die religiöse Prägung des 1880 in München Geborenen war vielfältig. Franz Marc war katholisch getauft, aber im protestantischen Glauben der Mutter erzogen worden. Die streng gläubige Mutter hatte von ihrem Sohn erwartet, dass er eine Theologenlaufbahn einschlagen wird. Einige Jahre hegte Franz Marc auch wirklich den Wunsch Geistlicher zu werden, unterstützt durch die Freundschaft mit dem evangelischen Pfarrer Otto Schlier. Mit der Zeit taten sich immer mehr Zweifel auf. 1898 kam er achtzehnjährig zu einer Entscheidung und meinte: "Pfarrer werde ich keiner". Selbstbewusst schrieb er seinem theologischen Mentor: "In erster Linie: Ich bin Künstler."

Dennoch werden Franz Marc religiöse Fragen zeitlebens beschäftigen. So ist er davon überzeugt, dass es keine große Kunst ohne Religion gibt. "Je künstlerischer die Kunst, desto religiöser ist sie gewesen", so Franz Marc. Der Versuch, seine beiden Leidenschaften zusammenzubringen, verdichtete sich in dem Projekt einer großen Bibelillustration im Jahr 1913. Eingebunden waren viele Avantgarde-Stars: Paul Klee, Alfred Kubin, Wassili Kandinsky, Erich Heckel und Oskar Kokoschka. Die illustrierte Bibel war als Publikation der Redaktion des "Blauen Reiters" gedacht. Sie wurde durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges nie vollendet.

Dennoch sind einige Holzschnitte Franz Marcs zur Genesis erhalten. Sie zeigen einen freien künstlerischen Umgang mit dem biblischen Text der Schöpfungsgeschichte. Besonders schön ist das Blatt "Geburt der Pferde". Aus schwarzen, rotbraunen und grünen Formen lösen sich bei genauerer Betrachtung Pferdekörper heraus. Mitunter verschwinden die Tiere aber auch wieder in dem abstrakten Liniengefüge.

Malerei hatte für Franz Marc religiösen Charakter. Für ihn war sie, so der Künstler, "die Brücke zur geistigen Welt."

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: Nino Rota/1911 - 1979
Titel: Intermezzo für Viola und Klavier
Solist/Solistin: Gerard Causse /Viola
Solist/Solistin: Alena Chernushenko /Klavier
Länge: 02:00 min
Label: BIS-CD 870

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