Logos - Theologie und Leben

"Lust auf Kontrollverlust" - Auf der Suche nach einer neuen katholischen Sexualmoral. Gestaltung: Kerstin Tretina

"Oversexed und underfucked": Der heutige Diskurs über Sexualität bewegt sich im Spannungsfeld von medialer Omnipräsenz und kulturellen, sozialen und nicht zuletzt religiösen Normierungen und Tabuisierungen. Im Speziellen die religiöse Sexualmoral geht mit Kontrolle und manchmal auch Gewalt einher.

Aber lassen gläubige Menschen heute ihre Lust von Kirchen und Religionsgemeinschaften kontrollieren? Glauben sie noch die Rede vom "sündigen Sex"? Für Moraltheolog/innen und Religionswissenschafter/innen ist es seit langem ein offenes Geheimnis: Nur mehr eine Minderheit der Gläubigen akzeptiert, lebt und unterstützt die Lehre der katholischen Kirche über Sexualität und Partnerschaft. Die jüngste Bischofssynode zu Familie und Sexualität konnte dies auch nicht ändern und brachte kaum Neuerungen.

Wo liegen die historischen Wurzeln der christlichen Lustfeindlichkeit? Sind in alten religiösen Texten vielleicht sogar Impulse für eine zeitgemäße Weiterentwicklung, für die "Entgiftung des Eros", wie es der Moraltheologe Martin Lintner formuliert, zu entdecken? Seiner Meinung nach sind neue Konzepte von Sexualität und Beziehung aus christlicher, vor allem katholischer Sicht dringend notwendig, um den komplexen Lebenswirklichkeiten von gläubigen Menschen Rechnung zu tragen. Er plädiert für eine christliche Sexualmoral, die auf Kontrolle und Macht verzichtet und sich auf heutige gelebte Beziehungen einlässt.

Service

Martin M. Lintner, "Den Eros entgiften. Plädoyer für eine tragfähige Sexualmoral und Beziehungsethik", Verlag Tyrolia

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