Gedanken für den Tag

10. Mai 2016, 06:56

Scholem Alejchem - Friede sei mit Euch!

Der Dichter Scholem Alejchem - talmudisch gebildet - schrieb: "Wer einem Tier Gutes tut - tut es Gott."

Seine Geschichte über das Pferd Methusalem ist für jedes Alter ein zutiefst berührendes Leseerlebnis. Ich lachte und weinte beim Lesen, schrieb Maxim Gorki, als er die russische Übersetzung erhielt.

Aber wissen wir heute noch wann und womit wir einem Tier Gutes tun? Die Werbung in den Medien, die Dekorationen in den Tierhandlungen überfluten uns mit den skurrilsten Angeboten. Nerzmäntelchen für Pinscher sind jetzt der letzte Schrei.

Auf der Straße begegnet man immer wieder verfetteten Hunden, und in den Wohnungen trägen Katzen, die stundenlang alleine vor sich hin dösen. Das Pferd, ein Fluchttier, steht im Stall und wartet auf das, was es liebt und braucht - Bewegung!

"Wer einem Tier Gutes tut - tut es Gott!"

Tut man einem Tier Gutes, wenn man es für die Werbung bei Fernsehaufnahmen optisch und auch mit Beruhigungsmitteln präpariert? Die süßen Kätzchen, die man hungern lässt, damit sie sich vor der Kamera auf den Futternapf stürzen, der garantiert mit feinstem Fleisch gefüllt ist?

Scholem Alejchem erzählt uns von dem Kutscher, der sein Pferd Methusalem niemals die Peitsche spüren ließ. Ein leichtes Streichen mit der Gerte über den Rücken des Tieres genügte und es trabte dahin. Als das Pferd starb, begrub der Kutscher Methusalem unter einem Baum. Die Gerte steckte er in die Erde. Er sprach ein stilles Dankgebet und ging traurig davon.

Nach einem Jahr, als er mit einem neuen Pferd vor seinem Fuhrwerk an der Stelle vorbei kam, wo er Methusalem begraben hatte, hielt er überrascht an. Die Gerte hatte Wurzeln geschlagen und zeigte Knospen und kleine, grüne Blätter. "Wer einem Tier Gutes tut - tut es Gott!"

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Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler