Gedanken für den Tag

11. Juni 2016, 06:56

Vom Plural des Einen Gottes

"Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei." In der Schöpfungsgeschichte wird Gott Elohim genannt, sprachverwandt mit El und Allah, ein überraschender Plural an der Wurzel der monotheistischen Religion!

Das ewige Sein Gottes offenbart sich, so berichtet die Bibel, als überzeitlicher Singular vor Moses im Exodus zur Freiheit: IHWH, Ich bin da, für Euch.

Singular und Plural bezeichnen die Überwindung des Polytheismus. In der griechischen Septuaginta wird Elohim mit Theos, der unaussprechliche Gottesname JHWH infolge des überschriebenen Adonai mit Kyrios/Herr übersetzt. Die christliche Interpretation hat in den drei Anfangsversen der Genesis, im schaffenden, das Tohuwabohu ordnenden Wort Gottes - Logos - und dem "Geist Gottes, schwebend über den Wassern" - Pneuma - den ewigen Dialog in der Dreifaltigkeit erkennen wollen.

Der Kern des Islam ist die radikale Wiederherstellung des Monotheismus. In der kürzesten 108. Sura, die vom Koranschüler zuerst erlernt wird, spricht Allah: "Wahrlich, wir haben dir al-Kautar gegeben" - als Begründung für Glauben, Gebet und Opfer. Die Interpretation dieser "Überfülle" reicht von der Quelle der Paradiesesströme für die Umma, die Gemeinschaft der Muslime, zum Inbegriff des Prophetenamtes und des Islam. Auch sonst wird diese Mehrzahl an wichtigen Stellen des Koran ausgesagt, etwa "Wahrlich, Wir haben den Menschen in bester Form erschaffen."

Das Einheitsbekenntnis der zentralen 112. Sura bleibt davon unberührt und bekräftigt die umfassende Fülle Allahs: "Sprich: Er ist Allah, ein einziger, Allah, der Ewige", merkwürdig zusammenklingend mit dem Schma Jisrael.

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Sendereihe

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Gestaltung

• Alexandra Mantler