Logos - Theologie und Leben

"Recht-gläubig und traditions-verbunden" - Ein Blick in die fremde Welt der orthodoxen Kirche. Gestaltung: Markus Veinfurter

Das Wort "orthodox" kommt aus dem Griechischen - und bezeichnet die "richtige Lehre", den "rechten Glauben". Egal ob in der Wissenschaft, in der Politik oder im religiösen Bereich - Als Selbstbezeichnung verwenden immer jene das Wort "orthodox", die sich ganz besonders der "ursprünglichen und wahren" Interpretation einer Lehre verpflichtet fühlen. Und das trifft im Christentum ganz sicher auf die orthodoxe Kirche zu - die in der Verwurzelung in uralten Formen und Traditionen in der aufgeklärten und säkularisierten Gesellschaft des Westens wie eine "fremde Welt" erscheinen muss.

Organisiert ist die orthodoxe Kirche in 14 "autokephalen" (selbstständigen) Landeskirchen: Die mit Abstand größte von ihnen ist die russische Kirche, in Österreich am stärksten vertreten ist die serbische - und einen gewissen Ehrenvorrang besitzt das "Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel" (mit dem Amtssitz in Istanbul).

Im Juni 2016 treffen zum ersten Mal in 2.000 Jahren Kirchengeschichte die Oberhäupter aller "autokephalen" orthodoxen Kirchen zu einer "Heiligen und Großen Synode" zusammen. Das erste "panorthodoxe Konzil" tagt von 16. bis 27. Juni auf Kreta. Eine Revolution - vergleichbar mit den Auswirkungen des Zweiten Vatikanischen Konzils in der römisch-katholischen Kirche - ist nicht zu erwarten. Ein zentraler Punkt auf der Tagesordnung sind die konfessionsverschiedenen Ehen: Dabei wird festgehalten, dass eine Ehe im Grunde nur zwischen einem orthodox getauften Mann und einer orthodox getauften Frau möglich ist - aber immerhin werden zum ersten Mal Ausnahmen von dieser Regel offiziell zugelassen.

Die wirklich heiklen Punkte bleiben ausgeklammert. So wurde die Klärung der Rangordnung der Kirchen und Patriarchen wieder von der Tagesordnung gestrichen - hier gibt es eine alte Rivalität zwischen Moskau und Konstantinopel. Und auch die besonders heikle Frage, wie eine Teilkirche ihre Unabhängigkeit von der Mutterkirche erlangen kann, wurde auf eine nächste panorthodoxe Zusammenkunft vertagt: Die Kirchenspaltung in der Ukraine zwischen der moskau-treuen Kirche und dem Kiewer Patriarchat wird also offiziell kein Thema sein.

Andere "heiße Eisen" sind in der orthodoxen Welt hingegen völlig unbekannt: Die Gemeindegeistlichen, die Pfarrer, sind seit jeher verheiratet - und nach einer Scheidung ist eine weitere kirchliche Eheschließung (wenn auch in einer anderen Form) möglich.

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