Radiogeschichten

"Das Fremdenverkehrsamt von Grosny". Von Anthony Marra. Es liest Raphael von Bargen. Gestaltung: Gudrun Hamböck

Grosny 2003. Der Kunsthistoriker Ruslan wird von einem Minister kurzerhand zum Fremdenverkehrsdirektor der tschetschenischen Hauptstadt ernannt. Inmitten zerschossener Häuser und versehrter Menschen soll er den Tourismus ankurbeln. Schon an der Erstellung einer Broschüre scheitert er - in Ermangelung herzeigbarer Fotografien. Da besinnt er sich eines berühmten Gemäldes, das er einst aus dem brennenden Museum gerettet hat und das beschädigt in der Abstellkammer seiner Wohnung steht. Es zeigt eine Wiese mit Marillenbaum, Brunnen und Datscha. Zwar ist es nur ein Nebenwerk des berühmten Pjotr Sacharow, aber mit der Landschaft darauf hat es eine besondere Bewandtnis. Ruslan beschließt, das Gemälde zu restaurieren .

Anthony Marra, geboren 1984 in Washington D.C., katapultierte sich mit seinem preisgekrönten Debütroman "Die niedrigen Himmel" in die vorderen Ränge der US-amerikanischen Gegenwartsliteratur und wird heute in einem Atemzug mit Jonathan Franzen und Jeffrey Eugenides genannt. Studienaufenthalte führten ihn u.a. nach Russland. Marra war unter den ersten ausländischen Touristen, die die Republik Tschetschenien nach dem Krieg besuchten, was so außergewöhnlich war, dass er um drei Interviews für das tschetschenische Fernsehen gebeten wurde.

Service

Die Erzählung "Das Fremdenverkehrsamt von Grosny" stammt aus: Anthony Marra: "Letztes Lied einer vergangenen Welt", Übersetzung: Stefanie Jacobs und Ulrich Blumenbach, Suhrkamp 2016
Originaltitel: "The Tsar of Love and Techno"

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