Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

Von Hummern zu Würmern - Wie essen wir richtig?

Der Diätenboom ist seit 20 Jahren ungebrochen. Warum das so ist? Eine Hypothese besagt, dass sich Menschen über das Essen definieren. Während dies früher über Luxusprodukte wie Hummer oder Austern erfolgte, geht der Trend heute in Richtung Ethik und Tierschutz. Der Veganismus - also der Verzicht auf alle tierischen Lebensmittel inklusive Milchprodukte und Honig - ist dabei eher als Philosophie denn als Diät zu betrachten.
Dennoch birgt der Veganismus dieselbe Gefahr wie viele Diäten - sei es beispielsweise die Low-Carb-, die Paläo- oder Rohkost-Diät - nämlich einen Mangel an wichtigen Mikronährstoffen, wie etwa Vitamin B12, Vitamin D oder Kalzium. Die Paläo-Diät stützt sich vorwiegend auf Proteinaufnahme, wie sie etwa auch durch das mittlerweile "moderne" Essen von Insekten, Larven und Würmern gefördert wird.
Immer neue Diäten drängen auf den Markt - mit immer denselben Heilsversprechungen. Nämlich dass man rasch, einfach und erfolgreich abnimmt. Versprechen, die auf Dauer nicht funktionieren, wie wir alle wissen. Ein Blick hinter die Kulissen zeigt darüber hinaus, dass es sich immer um dieselben Grundprinzipien handelt, die lediglich einen neuen Namen erhalten. Aber immer wieder fallen die Menschen darauf herein. Diäten erzeugen die Illusion, zu einer anderen Person zu werden und ein anderes Leben führen zu können. Dieser "Wunsch" wird von der Industrie zum Teil schamlos ausgenützt. Beispielsweise von einem Getränkehersteller, der mithilfe fetaler Nierenzellen versucht hat, Geschmacksverstärker zu produzieren.
Die meisten Diäten entbehren jeglicher wissenschaftlicher Grundlage. Dennoch gab es in den letzten Jahren einige neue Erkenntnisse. So wurde Fett wieder rehabilitiert, dafür geraten Kohlenhydrate zunehmend ins Kreuzfeuer der Kritik. Zudem gilt als gesichert, dass Fruktose - vor allem in Fruchtsäften und Limonaden enthalten - zu einem Anstieg von Cholesterin führt und damit der eigentliche Auslöser von Herzkreislauf-Erkrankungen ist.
Relativ neu ist die Erkenntnis, dass das Mikrobiom - also die natürliche Bakterienbesiedelung des Darms - nicht nur unser Essverhalten beeinflusst, sondern umgekehrt sich unter einer Diät auch verändert - und deren Effekt sogar verhindern kann.

Diesmal diskutiert Univ.-Prof.in Dr.in Karin Gutiérrez-Lobos mit ihren Gästen über neue Erkenntnisse zu Diäten, gesundem Essen und nachhaltiger Gewichtsreduktion.

Eine Sendung von Dr.in Michaela Steiner.
Redaktion: Dr. Christoph Leprich

Service

Univ.-Doz.in Mag.a Dr.in Ingrid Kiefer
Ernährungswissenschaftlerin und Gesundheitspsychologin, Leiterin des Fachbereichs Risikokommunikation der AGES, Wien, im Vorstand der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung (ÖGE)
Spargelfeldstraße 191
A-1220 Wien
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Ingrid Kiefer

Prim. Univ.-Prof. Dr. Ludwig Kramer
Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Hepatologie, Internistische Intensivmedizin, Vorstand der 1. Med. Abteilung mit Gastroenterologie, Krankenhaus Hietzing mit Neurologischem Zentrum Rosenhügel, Wien; im erweiterten Vorstand der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH)
Wolkersbergenstraße 1
A-1130 Wien
Tel. +43/(0)1/80110-2377
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Ludwig Kramer

Österreichische Gesellschaft für Ernährung (ÖGE)
Österreichisches Akademisches Institut für Ernährungsmedizin (ÖAIE)
Nationaler Aktionsplan Ernährung (BM Frauen Gesundheit)
Konsument.at: Essen und Trinken/Diät
Österreichische Ärztezeitung: Diäten
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.
Was bringt die Steinzeiternährung?
Obama-Behörde: Verwendung fetaler Zellen bei Pepsi ist "normale Geschäftstätigkeit" (Kopp Online)
55 Diäten im Check (Focus Online)

Cem Ekmekcioglu, Ingrid Kiefer, "Essen entscheidet: Wie Nahrungsmittel uns beeinflussen",
Braumüller Verlag 2012

Ibrahim Elmadfa, Claus Leitzmann, "Ernährung des Menschen", UTB GmbH, 5. Aufl. 2015

Max O. Bruker, "Unsere Nahrung - unser Schicksal: Alles über Ursachen, Verhütung und Heilbarkeit ernährungsbedingter Zivilisationskrankheiten", emu-Verlags- und Vertriebsgesellschaft Ernährung-Medizin-Umwelt, 48. Aufl. 2016

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