Gedanken für den Tag

1. August 2016, 06:56

1896

"Endlich schlug die Stunde, da es der Menge erlaubt wurde, in das weißleuchtende Stadion einzutreten, und in der König Georg I. Punkt 15 Uhr die Wiederaufnahme der Olympischen Spiele mit den Worten besiegelte: ,Ich erkläre die Spiele der ersten Olympiade der neuen Zeitrechnung für eröffnet!' Gleich darauf fiel ein Kanonenschuss. Tauben wurden in die Luft entlassen, Chöre stimmten die schöne Kantate des griechischen Musikers Samara an, und die Wettkämpfe nahmen ihren Anfang."

So beschrieb Pierre de Coubertin, der Wiederbegründer der Olympischen Spiele, was sich am 6. April 1896 in Athen abspielte. Die nach langer türkischer Besatzung erneuerte griechische Nation knüpfte an ihr antikes Erbe an, an die Spiele im heiligen Hain zu Olympia. Sie sind seit dem Jahr 776 vor Christus belegbar, aber als kultische Veranstaltung sicher noch älter.

Das Ende der alten Olympischen Spiele hatte religiöse Gründe. Im Jahr 393 erließ der christliche römische Kaiser Theodosius ein Verbot aller heidnischen Kulte in seinem Reich. Das betraf auch die zu Ehren des Zeus im Abstand von vier Jahren - sogenannten Olympiaden - abgehaltenen Spiele in Olympia. Mitunter haben die Christen vorchristliche Bräuche umfunktioniert, etwa das Sol-invictus-Fest zur Wintersonnenwende zum Geburtsfest Jesu. Für dieses Sportereignis hatten sie anscheinend keine Verwendung. Man ließ die Tempel von Olympia verbrennen und den Rest verfallen.

Damals war der Begriff Weltkulturerbe noch unbekannt. Er hat aber auch nicht verhindert, dass Islamisten in der jüngsten Zeit die 1500 Jahre alten Buddha-Statuen von Bamyan in Afghanistan oder die antiken Tempel von Palmyra in Syrien zerstörten. Es gibt eben eine mehr als dubiose Form von Religiosität, die sich im Verfolgen Andersdenkender und ihrer Kulturgüter am wohlsten fühlt.

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Sendereihe

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Gestaltung

• Alexandra Mantler