Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

Die Ärztin der Zukunft - Perspektiven und Herausforderungen der Generation Y

Von 28.-31. Juli findet in Wien der 30. Weltkongress der Medical Women's International Association (MWIA) - also der Internationalen Vereinigung der Ärztinnen statt. Im Mittelpunkt stehen dieses Jahr (angehende) Medizinerinnen der "Generation Y", also jene Frauen, die zwischen 1980 und 2000 geboren wurden. Sie sind mit dem Internet und sozialen Medien aufgewachsen, kritisch und gut informiert. Positiv zu vermerken ist laut der Organisation der Ärztinnen Österreichs (das nationale Pendant zur MWIA), dass der "Konkurrenzkampf der Geschlechter" während des Medizinstudiums kontinuierlich abnimmt und es mittlerweile in Österreich annähernd gleich viele Ärztinnen wie Ärzte gibt, Tendenz auf der weiblichen Seite steigend. Auf Führungsebene sieht die Sache aber schon ganz anders aus: Hier liegt der Frauenanteil weltweit weit unter 50 Prozent. Und was sich bei der jungen Frauen-Generation größtenteils auch noch nicht verändert hat: die (Un-)Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben (Stichwort Familienplanung), auch wenn hinzugefügt werden muss, dass die Männer im Haushalt und bei der Kindererziehung immer mehr mit anpacken. Hoch im Kurs steht auf beiden Seiten eine gute Work-Life-Balance. Wirtschaftlich ergeht es den Medizinerinnen der "hinterfragenden Generation" (Y="why"?) wie vielen anderen ihrer Altersgenossinnen und -genossen: den Lebensstandard ihrer Eltern werden wohl nur wenige erreichen.
Obwohl für sie nicht gerade wenig zu tun sein wird: Die Herausforderungen der Jungärztinnen sind einerseits die immer älter werdende Gesellschaft sowie ethische Problemstellungen in den Bereichen Reproduktionsmedizin, Schönheitschirurgie und Gentechnologie. Ein weiteres großes Thema sind Menschen auf der Flucht, die medizinisch versorgt werden müssen. Es braucht neue Methoden, um auf die kulturellen Unterschiede eingehen zu können und Sprachbarrieren zu überwinden. Im Bereich der Gynäkologie sehen sich die Medizinerinnen vermehrt konfrontiert mit Genitalverstümmelung und traumatischen Erlebnissen durch sexuelle Gewalt in Kriegsgebieten und auf Fluchtrouten. Gewalt gegen Frauen, auch im familiären Bereich, wird überhaupt ein Schwerpunktthema am Kongress dieses Wochenende sein - ebenso wie die "Gender Based Medicine". Es wird immer offensichtlicher, dass die biologischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern auch eine angepasste Dosierung von Medikamenten und Behandlungsmethoden erfordern, denn sowohl das Schmerzempfinden als auch das Risiko für bestimmte Erkrankungen ist bei Männern und Frauen unterschiedlich.

Dieses Mal diskutiert Univ.-Prof.in Dr.in Karin Gutiérrez-Lobos mit ihren Gästen über die Ärztinnen der Generation Y, ihre Ausbildungs- und berufliche Situation sowie über die medizinischen Herausforderungen der Zukunft.

Eine Sendung von Mag.a Sarah Binder.
Redaktion: Mag.a Nora Kirchschlager und Dr. Christoph Leprich

Service

Dr.in med. Mag.a phil. Edith Schratzberger-Vécsei
Präsidentin der Organisation der Ärztinnen Österreichs
Ärztin für Allgemeinmedizin und Psychotherapeutische Medizin
Schönbrunner Allee 56
A-1120 Wien
Tel.: 01/876 60 70
E-Mail
Edith Schratzberger-Vécsei

Dr.in med. Alexandra Ciresa-König
Gynäkologin
Universitätsklinik für Frauenheilkunde Innsbruck
Anichstraße 35
A-6020 Innsbruck
Tel.: 0512/504/23060
E-Mail
Uniklinik für Frauenheilkunde, MedUni Innsbruck

Welt-Ärztinnen Kongress
Medical Women's International Association
Organisation der Ärztinnen Österreichs
European Women Lobby
Ringvorlesung Gender Medizin MedUni Innsbruck
Österreichische Gesellschaft für Gender Medizin
Österreichische Plattform gegen Genitalverstümmelung
Infos der WHO zu Gewalt gegen Frauen

Alexandra Kautzky-Willer, Elisabeth Tschachler, "Gesundheit: Eine Frage des Geschlechts",
Verlag Orac 2012

Waris Dirie, "Schmerzenskinder", Marion von Schröder Verlag 2005

Klaus Hurrelmann, Erik Albrecht, "Die heimlichen Revolutionäre: Wie die Generation Y unsere Welt verändert", Verlag: Beltz 2016

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