Zeit-Ton

1. August 2016, 23:08

Das englische Adjektiv "void" bedeutet im Deutschen "unbesetzt" oder "leer". Solche Leerstellen faszinieren den deutschen Komponisten Claus-Steffen Mahnkopf seit längerem: Schon in seiner "Hommage à György Kurtág" finden sich jähe Zäsuren von absoluter Stille, die sein gut einstündiges Werk für Gitarre und Kammerorchester aus den Jahren 2000/2001 schroff unterbrechen. In seinem neuen Werkzyklus "void" markieren solche Lücken zugleich die bis heute reichenden Folgen des Nationalsozialismus: Mit zwei Orchesterstücken - "humanized void" (2003/07) und "void - kol ischa asirit" (2010/12) - sowie einem Tonbandstück - "void - mal d'archive" (2002/03) - umkreist Mahnkopf jene Leerstellen, welche die Nazi-Diktatur im kulturellen Gedächtnis unserer Gesellschaft zurückgelassen hat und die heute auf erschreckende Weise wieder aufleben. Zweifellos einer der wagemutigsten Zyklen der jüngeren Zeit, der ein politisch brisantes Thema - ganz ohne Worte oder Gesang - mit rein kompositorischen und instrumentalen Konzepten zu reflektieren sucht.

Sendereihe

• Sound Art: Zeit-Ton