Gedanken

"Der Gesang ist ein Grundnahrungsmittel" - Betrachtungen von Juan Diego Flórez. Gestaltung: Doris Glaser

Mit seinen mühelos strahlenden Höhen, seinem berückenden Schmelz und seiner beeindruckenden Geläufigkeit gilt er längst als Publikums-Magnet auf den internationalen Opernbühnen: Juan Diego Flórez. In einer seiner Paraderollen, dem Tonio in der "Regimentstochter", begeisterte der Meister des Belcanto das Publikum der Mailänder Scala so dermaßen, dass es sich einfach über das seit 1933 geltende da capo-Verbot hinwegsetzte. Flórez musste die Arie "Ah, mes amis" wiederholen. Aus den berühmten neun hohen Cs wurden gleich 18.

Seit geraumer Zeit ist Wien der Lebensmittelpunkt des gebürtigen Peruaners. Hier lebt er mit seiner Familie, hier wurde er bereits mit dem Titel "Österreichischer Kammersänger" geehrt und hier perfektioniert der fließend Spanisch, Italienisch und Englisch sprechende Star-Tenor auch noch seine Deutsch-Kenntnisse. Mit bewundernswerter Disziplin hat der Wahl-Wiener für Ö1 jetzt sogar zum allerersten Mal ein Interview in deutscher Sprache gegeben. Der Anlass: seine neue CD "Italia". Zu Mandolinen-, Gitarren- und Geigenklängen interpretiert Juan Diego Flórez italienische Klassiker wie "Torna a Surriento" oder "O sole mio". "Diese Melodien sind romantisch und wunderschön. Man kann sich regelrecht in sie verlieben", gesteht Flórez, der auch einen Wohnsitz in Italien hat.

Sein Opern-Debüt gab der "Tenore di grazia" 1996 beim Rossini Opern-Festival in Pesaro, wo er bis heute regelmäßig auftritt. Ab morgen steht er dort in Rossinis romantischer Oper "La donna del lago" auf der Bühne. Und Ende August gibt Flórez bei den Salzburger Festspielen den Kreuzritter Vilfredo d'Ivanhoe in einer konzertanten Aufführung von Otto Nicolais "Il Templario".

In der Welt der Oper sei er eher zufällig gelandet, erzählt Juan Diego Flórez. Sein Vater, ein peruanischer Volkssänger, brachte ihm früh das Gitarrespielen bei. "Ich wollte eigentlich Pop-Musiker werden und Balladen komponieren wie Paul McCartney." Aber dann ging er ans Konservatorium in Lima und sei dort von der klassischen Musik erobert worden. "Mich fasziniert die menschliche Stimme und wie viel Schönheit sie erzeugen kann. Der Gesang ist für mich ein Grundnahrungsmittel."

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