Regional Spezial

Der Thalhof in Reichenau an der Rax. Vom verblassten Glanz lange vergangener Tage.

Das Semmeringgebiet versprüht bis heute den morbiden Charme einstiger Größe. Seit dem Bau der Südbahn zwischen 1848 und 1854 entdeckte die Wiener Gesellschaft das Semmeringgebiet als Erholungsort. Epizentrum des Geschehens: Der Luftkurort Reichenau an der Rax. Einst war Reichenau ein Refugium der vornehmen Wiener Gesellschaft. Wer es sich leisten konnte, zog im Sommer aufs Land. Der Kaiser kam zur Jagd nach Reichenau, sein Bruder ließ sich dort von Heinrich Ferstel eine herrschaftliche Villa bauen, Schloss Wartholz. Bis heute wird das Semmeringgebiet aber auch mit der kulturellen Blütezeit des Fin de Siècle in Verbindung gebracht. Damals war Reichenau ein Sammelbecken der Avantgarde. Arthur Schnitzler spielte in Reichenau Tennis und schrieb in nur 6 Tagen seinen "Leutnant Gustl", Sigmund Freud soll in Reichenau an seiner "Traumdeutung" geschrieben haben. Bis in die Zwischenkriegszeit blieb das Semmeringgebiet ein Hotspot der feinen Welt und der geistigen Elite. Noch in den 1930- er Jahren baute Adolf Loos bei Reichenau ein Landhaus. Die Wiener Moderne trifft auf alpines Flair. Eine Mischung, die den Reiz des Semmeringgebietes ausmacht. Am legendären Thalhof knüpft die Regisseurin Anna Maria Krassnigg an die große Tradition an. Die stellvertretende Leiterin des Max Reinhardt Seminars verspricht Sommertheater frei von Kitschverdacht. Grillparzer und Nestroy logierten am Thalhof. Der verblasste Glanz lange vergangener Tage fasziniert.
Gestaltung: Christine Scheucher

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