Radiodoktor - das Ö1 Gesundheitsmagazin

1. Deutliche Verbesserung für Herzerkrankte - Neuer Zugang beim Herzkatheter
2. Übergewicht bei Kindern - Erstmals Präventionsstudie an Wiener Schulen

1. Deutliche Verbesserung für Herzerkrankte - Neuer Zugang beim Herzkatheter

Im Jahr 1929 schob der deutsche Assistenzarzt Werner Forßmann in der Mittagspause einen Gummischlauch über seine Armvene bis in sein Herz und fertigte ein Röntgenbild an. Dieser spektakuläre Selbstversuch brachte ihm zuerst zwar Ärger mit seinem Vorgesetzten, 1956 jedoch den Nobelpreis ein. Heute ist der dünne, biegsame Kunststoffschlauch in der Diagnostik und Therapie von Herzerkrankungen nicht mehr wegzudenken. Neben der akuten Behandlung des Herzinfarktes lassen sich damit verengte Herzkranzgefäße auch bei chronischen Herzleiden wieder öffnen. Zuerst wird die Engstelle gedehnt. Dann wird eine Gefäßstütze, ein sogenannter Stent, eingebracht. Der sorgt dafür, dass das Herzkranzgefäß auf Dauer offenbleibt. In den vergangenen zwei Jahren hat sich eine kleine Revolution ereignet. Über Jahrzehnte hinweg wurden Herzkatheter in die linke Herzhälfte von der etwa fingerdicken Leistenarterie über die Hauptschlagader bis in das verengte Herzkranzgefäß vorgeschoben. Der Nachteil: Die Arteria femoralis ist ein Gefäß mit großem Durchmesser - das Blut wird unter hohem Druck durchgepumpt. Eine Punktion kann daher zu unangenehmen Nachblutungen führen. Trotz eines über mehrere Stunden angelegten Kompressionsverbandes bzw. schweren Sandsackes, der auf die Wunde gelegt wird.
In den vergangenen fünf Jahren gab es heftige Debatten unter den Kardiologen, ob nicht der Zugang über eine Armarterie günstiger wäre.
Seit 2015 empfehlen nun die meisten Fachgesellschaften ausdrücklich den Herzkatheter über die nur wenige Millimeter dicke Arteria radialis durchzuführen. Das ist jenes Gefäß, das man beim Pulsmessen am Handgelenk spüren kann.
Ein Beitrag von Ronny Tekal.

2. Übergewicht bei Kindern - Erstmals Präventionsstudie an Wiener Schulen

Surfen, Bootfahren, Bergwandern, Abenteuercamps etc.: Hunderttausende Schüler in ganz Österreich tauschen derzeit ihre Urlaubserlebnisse mit Klassenkameraden aus. Manche haben beim Thema "Bewegung" vielleicht nicht ganz so viel zu erzählen, weil ihnen aufgrund ihres Körpergewichts entsprechende Erfahrungen fehlen: Adipositas ist leider ein großes Thema in Österreich - rund 24 Prozent der 7-14-jährigen Schulkinder sind davon betroffen. Drei Prozent sind extrem adipös - wiegen also 100 Kilogramm oder mehr.
Auf Initiative des Österreichischen Herzfonds führte das Österreichische Akademische Institut für Ernährungsmedizin nun erstmals eine standardisierte und evaluierte Studie in vier Wiener Schulen durch, um Grundlagen für ein nationales Präventionsprogramm zu schaffen. Ein Team von Medizinern, Psychologen, Ernährungs- und Sportwissenschaftlerinnen arbeitete zwei Jahre lang mit 140 Kindern. Ziel der Studie war es, zuerst den Gesundheits- und Ernährungsstatus sowie das Ernährungsverhalten zu erheben und die Auswirkungen des Programms Eddy zu messen. Eddy steht für "effect of sports and diet trainings to prevent obesity and secondary diseases and to influence young children's lifestyle". Also die Effekte auf Gesundheit und Lebensstil durch Sport und Ernährung. Das Maskottchen für dieses Programm ist ein junger Bursch, der sich bei genauerem Hinsehen als Brokkoli mit Mütze und Skateboard entpuppt. Uns wurden die Ergebnisse dieser spannenden Studie exklusiv zur Verfügung gestellt. Ein Beitrag von Carola Timmel.

Redaktion: Christoph Leprich und Nora Kirchschlager

Service

1. Herzkatheter-Untersuchung:

Univ.-Prof. Dr. Johannes Kastner, Klinische Abteilung für Kardiologie, Universitätsklinik für Innere Medizin II, Medizinische Universität Wien

Österreichische Kardiologische Gesellschaft
Österreichischer Herzverband
Ablauf einer Herzkatheteruntersuchung, AKH Wien
Netdoktor zu Herzkatheter
Informationen zur Koronarangiografie, Gesundheitsministerium
Herzkatheter: Radialer Zugang im Handgelenk senkt Sterberate

Harald Lapp, Sven Becker, Ines Härtel, "Das Herz-Buch: Bypass, Ballondilatation, Stents",
Trias Verlag 2012

2. Eddy:

Univ.-Prof. DI Dr. med. Kurt Widhalm, Österreichisches Akademisches Institut für Ernährungsmedizin
Mag. Christina Pöppelmeyer, Österreichisches Akademisches Institut für Ernährungsmedizin
Österreichische Adipositas Gesellschaft
Projektstudie EDDY
Eddykids
Adipositas-Studie an Wiener Kindern
Die Wiener Präventionsstudie EDDY - Erste Ergebnisse
Neue Studie: Übergewichtige Kinder haben hohes Herzrisiko
Was Eltern tun können, damit ihr Kind nicht zu dick wird
Übergewicht: Risiko für Herz-Kreislaufkrankheiten lässt sich durch Einschränkung des Süßigkeiten-Konsums verringern

Thomas Reinehr, Michael Dobe, "Abnehmen mit Obeldicks und OptimiX: Der Ratgeber für Eltern übergewichtiger Kinder", Hogrefe Verlag 2009

Jens Seidel, "Übergewicht bei Kindern - Adipositas und die Auswirkungen - Wirkungsvolle Therapien und gesunde Ernährung", Verlag CreateSpace Independent Publishing Platform 2013

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