Gedanken für den Tag

von Ewald Nowotny, Gouverneur der Österreichischen Nationalbank. "Geld und Leben" - 200 Jahre Österreichische Nationalbank. Gestaltung: Alexandra Mantler

Kredit

Zentrales Problem jeder Geldwirtschaft war und ist die Regelung der Kreditvergabe, d.h. des Verleihens von Geld gegen Zahlung von Zinsen.

Von der Erfindung des Geldes bis hin zum Kredit dauerte es noch viele Jahrhunderte. Dass das Verleihen von Geld seinen Preis hat, war lange Zeit keine wirtschaftliche, sondern vor allem eine religiöse Frage. Aber erst durch ein Kreditsystem, das wirtschaftlich die Gegenwart mit der Zukunft verbindet, kann eine dynamische Wirtschaft entstehen.

So wie heute noch im Islam, gab es in der katholischen Kirche bis hin zum Mittelalter ein Verbot, Zinsen zu zahlen. Das hieß aber auch, viele Jahrhunderte wirtschaftliche und gesellschaftliche Stagnation. Wie bei anderen Religionen auch, fanden sich freilich zunehmend Wege, Kreditbeziehungen aufzubauen und damit langfristige Investitionen marktmäßig - und nicht nur autoritär oder durch Versklavung - zu ermöglichen. Damit verbunden war in der Renaissance die Entstehung eines modernen Bankwesens mit rasch zunehmendem wirtschaftlichem und auch politischem Einfluss.

Wie jede wirtschaftliche Tätigkeit ist aber auch das Bankwesen mit Risiko verbunden. Kriege und Naturkatastrophen, Spekulationen und anderes können zu Kreditausfällen und damit zur Instabilität des Systems führen.

Mit der Gründung von Notenbanken, beginnend mit der Bank of England im Jahr 1694, wurde versucht, zunächst die Staatsfinanzierung und schließlich die Finanzierung der Volkswirtschaft zu stabilisieren. In der Öffentlichkeit war das Wirken von Notenbanken oft mit einem Schleier des Geheimnisses umgeben. Notenbanken sollen aber nicht Diener, sondern Regulator und Aufseher von Finanzmärkten sein. Moderne Notenbanken bemühen sich darum, das Finanzwesen eines Landes, eines Währungsraumes stabil zu halten. Vom großen österreichischen Nationalökonomen Josef Schumpeter stammt der Satz: "Der Zustand des Geldwesens eines Volkes ist ein Symptom aller seiner Zustände".

Die 200-jährige Geschichte der OeNB ist eine gute Illustration für die Richtigkeit dieses Ausspruchs - und eine Verpflichtung für die Zukunft.

Service

Kostenfreie Podcasts:
Gedanken für den Tag - XML
Gedanken für den Tag - iTunes

Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Titel: GFT 160913 Gedanken für den Tag / Ewald Nowotny
Länge: 03:49 min

Komponist/Komponistin: Ludwig van Beethoven/1770 - 1827
Titel: Trio für Klavier, Violine und Violoncello Nr.6 in B-Dur op.97
* Scherzo, allegro; Trio - 2.Satz (00:06:35)
Populartitel: Erzherzog Trio
Populartitel: Großes Trio
Solist/Solistin: Vladimir Ashkenazy /Klavier
Solist/Solistin: Itzhak Perlman /Violine
Solist/Solistin: Lynn Harrell /Violoncello
Ausführender/Ausführende: Lynn HARRELL/30.1.1944 New York
Länge: 02:00 min
Label: EMI 7470102

weiteren Inhalt einblenden