Radiodoktor - Medizin und Gesundheit

Die Zukunft der Brustkrebsfrüherkennung

An der Meduni Wien wurde kürzlich eine Studie veröffentlicht, die eine Tür für neue Wege in der Diagnose des Mammakarzinoms aufstößt.
Die Molekularbiologin und Radiologin Barbara Bennani-Baiti und der Radiologe Pascal Baltzer haben nachgewiesen, dass durch eine Magnetresonanztomographie bei einem unklaren Mammographie-Befund das Vorliegen eines Brustkrebses mit 100-prozentiger Sicherheit ausgeschlossen werden kann. Mit anderen Worten: Sind in der Mammographie Anhaltspunkte für einen Tumor zu finden und die Magnetresonanztomographie findet nichts, dann liegt auch kein Krebs vor. Das bedeutet, dass viele Frauen, die aufgrund einer nicht eindeutigen Mammographie bisher Angst haben mussten, nun rasch mit einem MRT beruhigt werden können und in Zukunft keine Biopsie mehr über sich ergehen lassen müssen. Damit fällt eines der großen Probleme der Brustkrebsfrüherkennung weg.
Über die Treffsicherheit und das Verhältnis von Schaden und Nutzen bei Krebsfrüherkennungsmaßnahmen wird ja seit Jahren intensiv diskutiert.
Was auf den ersten Blick einfach aussieht - "Je früher erkannt, desto besser" - entspricht leider nicht den Tatsachen. Krebsfrüherkennung muss, um keinen Schaden anzurichten, mehrere Dinge leisten: Mit 100-prozentiger Sicherheit das Vorliegen von Krebs nachweisen. Krebsarten erkennen, die nur langsam wachsen und nicht behandelt werden müssen. Keinen Tumor übersehen. Das weitere Vorgehen muss möglichst schonend sein. Der gefundene Krebs muss mit Sicherheit heilbar sein. All das trifft auf die Brustkrebsfrüherkennung leider nicht in vollem Umfang zu. Die Statistik sagt folgendes: Tausend Frauen gingen 2015 zur Mammographie. 970 erhielten einen unauffälligen Befund. Von den 30 Frauen mit unklarem Befund (die sich alle fürchteten) wurden 12 biopsiert. Bei sechs Frauen wurde dann tatsächlich ein bösartiger Tumor gefunden. Mit anderen Worten: Bei sechs Frauen wurde ein invasiver Eingriff unnötiger Weise durchgeführt. Diese Zahlen stammen aus dem deutschen Brustkrebs-Screening-Programm. Hinzu gefügt werden muss auch, dass erstens die Zahl der unnötigen Operationen und Chemotherapien mit der Zahl an Fehldiagnosen steigen und zweitens einige Brustkrebsarten so langsam wachsen, dass eine OP nicht nötig gewesen wäre. Man darf gespannt sein, in welche Richtung sich die Brustkrebsfrüherkennung aufgrund der Studienergebnisse von Barbara Bennani-Baiti und Pascal Baltzer nun bewegen wird.

Diesmal informiert Sie Univ.-Prof.in Dr.in Karin Gutiérrez-Lobos über die aktuellen Erkenntnisse und die verschiedenen Früherkennungsmethoden von Brustkrebs.

Eine Sendung von Dr. Christoph Leprich.

Service

Univ. Prof. Dr. Paul Sevelda, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, Leiter der Abteilung für Gynäkologie & Geburtshilfe am Schwerpunktkrankenhaus Hietzing mit neurologischem Zentrum Rosenhügel, Präsident der Österreichischen Krebshilfe

Assoz. Prof. Dr. Pascal Baltzer
Facharzt für Radiologie und Nuklearmedizin, an der klinischen Abteilung für Allgemeine Radiologie und Kinderradiologie der Medizinischen Universität Wien
Medizinische Universität Wien
Spitalgasse 23
1090 Wien
Tel. +43 (0)1/40400 - 0
Uniklinik für Radiologie und Nuklearmedizin
E-Mail

Dr. Horvath Karl, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte Versorgungsforschung

Die Studie der MedUni Wien
Österreichisches Brustkrebs-Früherkennungsprogramm
Mammographie-Screening-Programm
ausführliche Broschüre zum Thema
Studie Brustkrebsscreening mit Mammographie von Peter C. Gotsche
Mammografie-Screening ohne Garantie
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Mammographie-Screening: "Kritik sollte tatsächlichen Ergebnissen nicht vorgreifen"
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