Radiogeschichten Spezial

Marokko: "Abdeslam und Amar". Von Mohammed Mrabet. Aufgezeichnet von Paul Bowles. Aus dem Amerikanischen von Klaus Schachner. Es liest Karl Menrad. Gestaltung: Julia Zarbach

Abdeslam raucht gerne Kif - feingehacktes Cannabis - das aber nicht nur die gewünschten Begleiterscheinungen hervorruft: Verwirrung und Lethargie sorgen dafür, dass jedes seiner Unternehmen schief läuft. Doch je mehr Unglück ihm widerfährt, desto mehr scheint ein anderer zu profitieren: Amar, ein Mann aus dem Rif-Gebirge, hat eine regelrechte Glückssträhne.

Mohammed Mrabets, von Paul Bowles aufgezeichnete, Kurzgeschichten sind Teil einer Sammlung marokkanischer, mündlich überlieferter Geschichten und ein Beispiel für die Erzählkunst der Analphabeten Marokkos. Sie spielen in und um Tanger oder im Rif - der Heimat des Autors, der um 1940 im Rif-Gebirge geboren wurde. Er entstammte einer armen Familie, die aus einem Dorf nach Tanger übersiedelte. Mrabet besuchte nie eine Schule, war Fischer und Barmann. Mitte der 1960er Jahre lernte er Paul Bowles kennen, der - wie er es schon zuvor mit Driss Ben Hamed Charhadi tat - seine Geschichten im marokkanischen Dialekt auf Tonband aufnahm, transkribierte, ins Englische übersetzte und veröffentlichte. Viele Seiner Erzählungen verkörpern die marokkanische Variante des "fantastischen Realismus". Die Themen sind Gewalt und Rache, Wahnsinn und Halluzinationen. Manche der Geschichten schöpfen aus traditionellem Erzählgut, handeln von Geistern, Magie und Hexerei. Auch um Kif, den Anbau, den Konsum und seine Begleiterscheinungen, drehen sich viele seiner Geschichten. Die Droge führt bei Mrabet zu stoischem Gleichmut, schönen Träumen, aber auch wie in der Geschichte "Abdeslam und Amar" zu Lethargie und Vernachlässigung der Pflichten.

Service

Mohammed Mrabet, "Abdeslam und Amar" aus "Ramadan und andere Erzählungen", Droschl, 1993

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