Ö1 bis zwei

5. Oktober 2016, 13:00

Die CD konfrontiert die 1907 vollendete 3. Sinfonie von Sibelius mit seinen beiden letzten, die 1922 - 1924 fast parallel entstanden und unterschiedlicher nicht sein können. Die CD des virtuosen, die Vorzüge europäischer und US-amerikanischer Orchester vereinenden Minnesota Orchestra unter der Leitung seines finnischen Chefdirigenten Osmo Vänskä ist die dritte und letzte der 2012 begonnenen Gesamtaufnahme der sieben Sibelius-Sinfonien. 2014 wurde die 2. CD im Zyklus mit dem Grammy Award als "beste Orchester-CD" ausgezeichnet und als Referenzaufnahme für das 21. Jahrhundert bezeichnet.

Vänskä, der mit dem klein besetzten finnischen Lahti Sinfonierochester in den 1990er Jahren nichts weniger als eine Revolutionierung der Sibelius-Interpretation auslöste, ist mit dem Minnesota Orchester, dessen Chefdirigent er mit einjähriger Unterbrechung seit 2003 ist, Ähnliches wie mit der Sinfonia Lahti gelungen: aus einem soliden Mittelklasseorchester ein international gefragtes Spitzenensemble zu formen. Orchester und Dirigent beweisen, dass man nicht "finnisches Blut" (oder finnische Gene) vorweisen muss, um mit diesen Meisterwerken der europäischen Sinfonik zu überzeugen.

Die wie selbstverständliche Umsetzung intrikater, wiewohl organisch sich aus dem Musizieren sich ergebenden Tempiwechsel; die Gestaltung der kontinuierlichen Motivmetamorphosen in der 7. Sinfonie; der "klassische" Klang der 3. Sinfonie; die nach Palestrina-Studien entstandene Intimität der von Streichern dominierten 6. Sinfonie, die "pures, klares Quellwasser" kredenzt; und die Fähigkeit des Orchesters, der letzten erhaltenen Sinfonie von Sibelius einen satten, dunklen, opulenten, dennoch klaren Klang zu gestalten, machen diese Aufnahmen, die dem "Sibelius-Jahr 2015" zu verdanken sind - gemeinsam vielleicht mit jenen des BBC Philharmonic unter Vänskäs Landsmann John Storgårds - zu meinen Referenzaufnahmen für die kommenden Jahre.

Service

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Sendereihe

• Ö1 bis zwei

Gestaltung

• Peter Kislinger