Gedanken für den Tag

5. Oktober 2016, 06:56

Georg Danzer hat einmal gesagt, er schreibt Lieder über Menschen, die so sind, wie der Deix sie zeichnet. Und das trifft schon bei den meisten seiner Lieder zu. Er war anscheinend auch ein sehr, sehr guter Beobachter. Und er war auch immer jemand, der den Mund aufgemacht hat. Politische Zustände und eine politische Temperatur im Land, das war ihm, glaube ich, sehr, sehr wichtig, sich dazu zu äußern. Und ich kann mich noch gut erinnern, als ich zum ersten Mal das Lied "A erstickter Schrei" gehört habe, damals als Marcus Omofuma, der Schubhäftling, dem der Mund zugeklebt wurde von Polizisten, daran dann erstickt ist. Und über dieses tragische Ereignis hat der Georg dann ein Lied geschrieben, einen Text, der heißt:

A erstickter Schrei

"Er spürt die Sun in seine Augen
Er spürt den Wind in seine Haar
Er riacht des Wasser drunt am Ufer
Und alles is so nah und klar

Er siecht die Hügel und die Felder
Des grüne Land in sein Tram
Was is von alledem no übrig
Verbrannte Erd, verkohlte Bam

Ka Mensch verlasst sei Heimat ohne Grund
Ka Mensch wü gern a Fremder sei
Und sei Verzweiflung in der letzten Stund
Is stumm wia a erstickter Schreib

Er spürt a grenzenlose Panik
Wie ana, der im Fluss ertrinkt
Umgeb'n von Menschen, die nur zuschaun
Um eam wird's schwarz und er versinkt

Ka Mensch geht freiwüllich so afoch fort
Von dort, wo seine Wurzeln san
Ka Mensch wü sterben an an fremden Ort
Verkauft, verraten und allan

Ka Mensch verlasst sei Heimat ohne Grund
Ka Mensch wü gern a Fremder sei
Und sei Verzweiflung in der letzten Stund
Is stumm wia a erstickter Schrei..."

Ja, es ist eigentlich schrecklich, dass ganz viele Lieder, die der Georg geschrieben hat, plötzlich wieder aktueller denn je sind.

Service

Georg Danzer

Kostenfreie Podcasts:
Gedanken für den Tag - XML
Gedanken für den Tag - iTunes

Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler