Erasmus-Brücke in Rotterdam

AP/PETER DEJONG

Gedanken für den Tag

von Rupert Klieber, Theologe, Historiker und Professor für Kirchengeschichte. "Größe und Tragik eines Humanisten" - Zum 550. Geburtstag des Erasmus von Rotterdam. Gestaltung: Alexandra Mantler

Erasmus von Rotterdam galt vor 500 Jahren als Parade-Gelehrter. Hat er uns heute noch etwas zu sagen?

Durch sein reiches Schrifttum zieht sich wie ein roter Faden ein Plädoyer für Bildung; ebenso der Optimismus, den vielen Übeln dieser Welt - soweit sie von Menschen verursacht und beeinflussbar sind - mit rationaler Argumentation und Vernunft beizukommen. Er stritt für die "Eintracht", sprich: für den gesellschaftlichen Frieden im Großen wie im Kleinen, den er nur durch ein Regieren gewährleistetet sah, das sich als Dienst an der Gemeinschaft verstand. Ohne Zustimmung der Basis keine legitime Herrschaft! Damit war Erasmus der Zeit weit voraus, deren politische Kaste noch jahrhundertelang dynastische Interessen sowie Macht und Prestige über das Volkswohl stellte.

Avantgarde war Erasmus auch darin, Frauen in sein Ideal von Bildung vollwertig einzubeziehen - unbeschadet der Tatsache, dass in seinem Privatleben keine von ihnen eine erkennbare Rolle spielte. Margaret Roper, die hochgebildete Tochter des englischen Gelehrten-Freundes Thomas More oder die sehr belesene wie streitbare Nürnberger Äbtissin Caritas Pirckheimer waren Frauen nach seinem Sinn.

In sogenannten Kolloquien - fingierten Streitgesprächen - legte er seine Hymnen auf die Bildung Frauen in den Mund; für künftige Zeiten sah er sie in Kirche und Welt den Männern ebenbürtig agieren. Im Dialog "Der Abt und die Gelehrte" prophezeit die Protagonist Magdalia ihrem Gegenüber: "Es wird so weit kommen, dass wir in den Theologenschulen den Vorsitz führen, in den Kirchen predigen und Eure Mitren übernehmen werden." Ungeachtet aller bisherigen Fortschritte in diese Richtung: Die Einlösung dieser kühnen Vision des Erasmus steht bis heute aus!

Service

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Sendereihe

Gestaltung

Playlist

Komponist/Komponistin: David Motion
Komponist/Komponistin: Sally Potter
Vorlage: Virginia Woolf/1882 - 1941
Gesamttitel: ORLANDO / Original Filmmusik
Titel: Pavanne
Solist/Solistin: Lindsay Cooper
Solist/Solistin: Andy Findon
Solist/Solistin: Christopher Laurence
Solist/Solistin: Fred Frith
Solist/Solistin: David Motion
Solist/Solistin: Richard Addison
Solist/Solistin: Jesper Siberg
Solist/Solistin: Bruce Nockles
Solist/Solistin: Clare Connors
Solist/Solistin: Alexander Balanescu
Orchester: Filmorchester
Länge: 02:38 min
Label: Varese Sarabande VSD 5413

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