Gedanken für den Tag

4. November 2016, 06:56

Als in der kleinen sächsischen Stadt Leisnig von einem Tag auf den anderen die ehemaligen Kirchengüter frei wurden, fragte die Stadt bei Luther an, was sie mit den zusätzlichen Mitteln machen solle?

Luther regte an, einen sogenannten "gemeinen - also einen allgemeinen - Kasten" einzurichten, eine Art frühe Sozialversicherung. Mit den dort vorhandenen Geldmitteln sollte die Armut wirksam bekämpft werden. Ähnlich hatte auch Johannes Calvin in Genf eingeführt, dass Kredite für soziale Zwecke immer zinsenfrei zu vergeben sind.

So wuchsen erste zarte Pflanzen einer entstehenden umfassenden Sozialordnung. Es wurde zur Aufgabe des Gemeinwesens, Menschen, die in Not geraten waren, zu helfen. Das waren frühe Vorläufer des heutigen Sozialstaates. Wie die Bildung gehört daher auch die Diakonie zu den bleibenden Vermächtnissen der Reformation. Dass die gewonnene Freiheit dazu führt, Verantwortung zu übernehmen, vor allem für die, die auf der Schattenseite der Gesellschaft leben müssen, gehört seither zu den evangelischen Grundhaltungen.

Heute gerät der Sozialstaat unter Druck. Reformen sind notwendig. Es besorgt mich, dass dabei aber genau bei den Schwächsten angesetzt wird, bei den Menschen, die auf eine Mindestsicherung ihrer Existenz angewiesen sind. Heute der Reformation zu gedenken heißt auch, Mut zu machen, dass sich Menschen für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung einsetzen.

Service

Kostenfreie Podcasts:
Gedanken für den Tag - XML
Gedanken für den Tag - iTunes

Sendereihe

• Gedanken für den Tag

Gestaltung

• Alexandra Mantler