TIflis

ORF/RAINER ELSTNER

Radiokolleg - Georgien

Strategisches Land im Kaukasus (1).
Gestaltung: Brigitte Voykowitsch

Die Einführung des Christentums als Staatsreligion im vierten Jahrhundert nennen Georgier gerne als einen Beweis dafür, dass das Land am Kaukasus sich schon sehr früh und dezidiert für eine Zugehörigkeit zur westlichen und eine Abwendung von der östlichen Welt entschieden habe. Die Geschichte belegt allerdings, dass die Georgier immer wieder aufs Neue um ihre Freiheit kämpfen mussten in einer Region, in der türkische, persische, russische und dann sowjetische Interessen aufeinandertrafen. Die Unabhängigkeit, die das Land 1918 erlangte, währte nur bis 1921. 70 Jahre war Georgien dann Teil der Sowjetunion, bis Ende März 1991 mehr als 90 Prozent der Bürger/innen für die Loslösung von Moskau stimmten und das Land am 9. April 1991 - acht Monate vor dem Ende der Sowjetunion - erneut seine Unabhängigkeit erklärte.

Zum 25-jährigen Jubiläum der damals neu gewonnenen Freiheit ist die Stimmung nicht ungetrübt. Seit 1991 hat Georgien die Kontrolle über etwa ein Fünftel seines Landes verloren. Der Konflikt um die abtrünnigen Regionen Abchasien und Südossetien schwelt bis heute. Russlands Unterstützung für die beiden Gebiete führte 2008 sogar zum Krieg zwischen Tiflis und Moskau. Strategische Interessen - insbesondere auch die Öl- und Gasleitungen durch die Region - bleiben ein stetes Konfliktpotenzial.

Auch die demokratische Entwicklung ist nicht ohne Hürden und Turbulenzen verlaufen. Die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen 2011 und 2012 waren die ersten, die von internationalen Expert/innen als frei und fair eingestuft wurden. Ziel der georgischen Politik bleibt weiterhin die Annäherung an den Westen. 2014 unterzeichnete die Regierung in Tiflis ein Assoziierungs- sowie ein vertieftes Freihandelsabkommens mit der EU. Auch eine NATO-Mitgliedschaft wird angestrebt.

Service

Politische Analysen

Verband der Jungen Ökonomen

Stephen Jones,
The Making of Modern Georgia, 1918-2012
Routledge 2014

Revaz Gachechiladze,
The New Georgia: Space, Society, Politics
Routledge 2016

Sendereihe

Gestaltung