Nino Haratischwili

ROBERT-BOSCH-STIFTUNG

Tonspuren

Das achte Leben. Porträt der georgischen Schriftstellerin Nino Haratischwili. Feature von Judith Brandner

Sie sei sich zeitweise vorgekommen wie Alice im Wunderland, sagt Nino Haratischwili über die Recherchen zu ihrem Jahrhundertroman "Brilka - das achte Leben". Hinter jeder Tür, die sie öffnete, wartete eine neue Tür, eröffneten sich neue Räume. Sie habe, sagt die in Hamburg lebende Autorin, durch den Roman ihr Herkunftsland Georgien neu kennengelernt. "Das achte Leben" ist ein monumentaler Roman, der auf 1.300 Seiten die Geschichte Georgiens von 1900 bis heute nachzeichnet, mit Protagonist/innen aus sechs Generationen der Familie Jaschi. Wie Fäden in einen Teppich sind die Figuren in das Jahrhundert eingewoben: Mit der Geburt von Stasia, der Tochter eines wohlhabenden Schokoladefabrikanten, beginnt die Familiensaga; ihr vorläufiges Ende sind die leeren Seiten des letzten Kapitels "Brilka - Buch 8", das noch geschrieben werden muss. Dazwischen liegen die Revolution, Kriege, Entstehen und Zerfall der Sowjetunion, Geburt und Tod, Liebe und Verrat, und das bittersüße Geheimnis der schicksalhaften Schokoladenrezeptur ...

Geboren wurde Nino Haratischwili 1983 in Tiflis. Sie besuchte ein deutschsprachiges Gymnasium. Dort gründete sie das zweisprachige "Fliedertheater" - Beginn ihrer Theaterkarriere. Später studierte sie Film- und Theaterregie in Tiflis und Hamburg. Heute werden ihre Theaterstücke in Deutschland, Österreich und Georgien aufgeführt. Deutsch ist ihre Arbeitssprache, in der sie sich überaus erfolgreich bewegt - wie zahlreiche Literaturpreise zeigen. U.a. erhielt sie 2015 den Anna Seghers-Preis. Mit ihrem Erstlingsroman "Juja" über das Buch einer jungen Selbstmörderin, die damit viele Frauen zum Suizid motiviert, stand sie auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Es folgte 2012 der Roman "Mein sanfter Zwilling", ein Familiendrama und die Geschichte einer großen Leidenschaft, die nicht gelebt werden kann, in dessen Mittelpunkt die Frage von "Schuld" steht. Ein Thema, das Haratischwili immer wieder beschäftigt.

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