ORF/URSULA HUMMEL-BERGER
Gedanken für den Tag
von Rudolf Taschner, Mathematiker. "Ermutigungen" - Fünf zumutbare Glaubensweisen. Gestaltung: Alexandra Mantler
10. Dezember 2016, 06:56
Über den Glauben an die Zukunft
Die Existenz des Menschen hat etwas Expansives. Erblickt der Mensch neue Ufer, will er dort landen, hört er von fremden Welten, will er sie erobern.
Die gesamte moderne Wirtschaft lebt vom Umgestalten, Erhöhen, Anreichern, Kultivieren bereits vorhandener Bedürfnisse und vom Erfinden neuer, bisher ungeahnter Sehnsüchte. Dass Wirtschaft ständig wächst, liegt schlicht daran, dass der Mensch nie einen solchen Grad von Zufriedenheit erklimmt, ab dem er für immer saturiert und wunschlos glücklich ist. Der Mensch will ununterbrochen mehr, will immerfort anderes, von seiner Geburt bis zu seiner letzten Stunde.
Wir planen über unseren Lebenshorizont hinaus, selbst wenn wir nicht wissen, ob unsere Entwürfe verwirklicht werden. Jene Meister, die den Grundstein für den Bau einer gotischen Kathedrale legen, tun dies im Bewusstsein, dass frühestens die Lehrlinge ihrer Lehrlinge, und diese vielleicht erst als alte Meister, den Bau vollendet sehen werden.
Ungleich wertvoller als auf einen Bau aus toten Steinen ist es, den Glauben an die Zukunft auf lebendige Menschen hin auszurichten: Die Meister setzen ihre Hoffnungen auf die Lehrlinge. Die Lehrer setzen ihre Hoffnungen auf die Schüler. Die Mütter und Väter setzen ihre Hoffnungen auf die Kinder.
In diesem Sinne feiern wir Weihnachten als den Festtag des Glaubens an die Zukunft. Es ist dieser Glaube, den wir in den leuchtenden Augen der Kinder gespiegelt finden. Dies ist der einzig triftige Grund, warum wir zu Weihnachten die Kinder mit Geschenken überhäufen: Wir bringen damit zum Ausdruck, dass wir in ihnen unsere Zukunft erblicken, die nicht der Verfinsterung preisgegeben sein soll. Das Licht, das vom göttlichen Kind in der Krippe ausgehend den dunklen Stall erleuchtet, steht dafür als Gleichnis.
Service
Rudolf Taschner, "Woran glauben - 10 Angebote für aufgeklärte Menschen", Verlag Brandstätter
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Sendereihe
Gestaltung
Playlist
Komponist/Komponistin: Wolfgang Amadeus Mozart/1756 - 1791
Titel: Symphonie Nr.9 in C-Dur KV 73 (75a)
* Menuetto - 3.Satz (00:02:58)
Orchester: Academy of St.Martin in the Fields
Leitung: Sir Neville Marriner
Länge: 02:00 min
Label: Philips 4164732