Grauhörnchen

WOLFGANG RABITSCH

Vom Leben der Natur

Diese Woche: Weitgereiste Lebewesen. Der Ökologe Franz Essl über die biologische Globalisierung.
Teil 2: Mitgebrachte Gäste
Gestaltung: Jakob Fessler

Die zunehmenden Reise- und Transportmöglichkeiten der letzten Jahrhunderte hat es vielen Tieren und Pflanzen ermöglicht, sich weltweit auszubreiten. Über den Landweg, die Luft, Wasserwege und Meere breiten sich Arten heutzutage aus. Viele Lebewesen kamen auch ungewollt in andere Weltregionen.

Vor einigen Jahrzehnten hätte beispielweise der Maiswurzelbohrer nur schwer einen langen Schiffstransport von Nordamerika nach Europa überlebt. Anfang der 1990er-Jahre wurde er jedoch durch Transportflüge nach Europa eingeschleppt und ist ein bedeutender Schädling in der Landwirtschaft.

Oft reisen Tiere und Pflanzen als blinde Passagiere mit. Das Ballastwasser der Containerschiffe transportiert Algen, Fische und Quallen von einer Meeresregion in andere. Als Larven und versteckt in Transportholz gelangte beispielsweise der asiatische Laubholzbockkäfer bereits mehrmals von Ostasien nach Europa. Das ähnliche Klima und ähnliche Baumgattungen ermöglichen es dem Käfer, auch in Europa Bäume zu befallen.

Ganz beabsichtigt wurden viele Säugetiere und Vögel verschleppt. Bis ins 20. Jahrhundert setzten sogenannte "Akklimatisierungsgesellschaften" Tiere aus dem Mutterland in Kolonien aus. Der europäische Star wurde bewusst in Nordamerika angesiedelt und zählt dort heute zu den häufigsten Brutvögeln. Umgekehrt wurde das Grauhörnchen von Nordamerika nach Großbritannien gebracht, wo es das heimische Eichhörnchen aus vielen Gegenden verdrängt hat.

Service

INTERVIEWPARTNER:

Priv.-Doz. Mag. Dr. Franz Essl
Umweltbundesamt
Universität Wien
Department für Botanik und Biodiversitätsforschung



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